18. November 2024
Scout Terra und Traveler: Gerne mit Verbrenner für mehr Reichweite
Der International-Designer Theodore Ornas erinnerte sich einst, sein Auftrag habe gelautet, ein Fahrzeug zu entwerfen, „das ein Pferd ersetzen kann“. Tatsächlich zeichnet sich der historische Scout durch Einfachheit und Robustheit aus, in der Szene genießt er einen gewissen Kultstatus. Grund genug für den gescheiterten Kandidaten für die US-Vizepräsidentschaft, den demokratischen Politiker Tim Walz, sich im Wahljahr mit seinem International Scout als besonders volksnah zu inszenieren.
Liebhaber wissen jedoch auch, dass der Scout in den späten 70er-Jahren als Basis für einige der nobelsten Offroader überhaupt diente: Den Felber Oasis sowie die Monteverdi-Typen Sahara und Safari. Alle drei erhielten in der Schweiz ihre umfangreichen Modifikationen.
Es war im Mai 2022 eine kleine Sensation, als der damalige VW-Chefdesigner Klaus Zyciora auf der digitalen Plattform Instagram mit zwei Designskizzen ankündigte, dass der Wolfsburger Konzern an einem Neustart der Marke arbeite. Seit 2021 befand sich die VW-Nutzfahrzeug-Tochter Traton im Besitz der Markenrechte. Nach und nach sickerten weitere Details durch: Es würden ein Geländewagen und ein Pritschenwagen auf den Markt kommen, selbstverständlich mit Elektroantrieb.
Vor wenigen Wochen war es soweit: Vor 300 Gästen enthüllte Markenchef Scott Keogh in Tennessee den Geländewagen Traveler und den Pick-up Terra. Beide Elektromodelle zeichnen sich durch ausladende Diensionen aus: Der geschlossene Geländewagen ist 5,28 Meter lang, der Pritschenwagen misst sogar 5,82 Meter; sie sind 194 bzw. 197 Zentimeter hoch und 203 Zentimeter breit. Das Styling nimmt Designelemente und Proportionen des klassischen Scout auf, im Interieur dominieren klare, horizontale Linien.
In Größe und Auftritt konkurrieren die neuen Scout-Typen mit der R1-Serie der US-Marke Rivian, bei der Volkswagen jüngst ebenfalls eingestiegen ist. Der Terra zielt zudem auf den Ford F-150 Lightning und den Tesla Cybertruck. Dabei sollen die Scouts unter 60.000 Dollar (knapp 57.000 Euro) Einstandspreis kosten und damit günstiger als ihre Konkurrenten sein. Die ersten Auslieferungen sind für 2027 geplant, zunächst in den USA.
Ihren Wettbewerbern gegenüber können die Scout-Typen übrigens einen überraschenden Vorzug ins Treffen führen: War die Öffentlichkeit bislang davon ausgegangen, es handele sich um reine Elektroautos, so wurde nunmehr verkündet, dass es auch eine Version mit Ottomotor als Generator geben wird. Er soll die Reichweite von ca. 550 auf rund 800 Kilometer steigern, im Zugbetrieb dürften die Werte noch deutlicher auseinander klaffen. Über die technischen Details des Verbrenners hält man sich aber noch bedeckt.
In einem Markenforum, das bereits eine vierstellige Zahl von Vorbestellungen registriert, zeichnet sich nach rund drei Wochen eine überaus klare Tendenz ab: 82,8 Prozent haben auf die Variante mit Range Extender angezahlt, während sich ganze 17,2 Prozent mit dem reinen Batteriebetrieb begnügen wollen. Man darf davon ausgehen, dass andere Hersteller prüfen werden, ob sie auf ähnliche Weise den schleppenden Absatz ihrer E-Autos ankurbeln können.
(Quelle: Jens Meiners, cen)