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26. Februar 2024

Renault 5 E-Tech Electric: Elektriker mit Brotkorb

Renault-Chef Luca de Meo hat nicht nur das große Ganze seines Konzerns im Blick, der Mann hat auch noch Zeit, sich um die kleinen Dinge zu kümmern. Beim Renault 5 E-Tech Electric (was für ein langer Name für ein knapp vier Meter kurzes Auto), der auf dem Genfer Automobilsalon seine Weltpremiere feiert, geht ein für Frankreich wenigstens unverzichtbares Detail auf den Vorstandschef zurück. Offensichtlich hat der Italiener in französischen Diensten eine tiefe Abneigung gegen Mehl auf den Sitzen. „Ihr Franzosen“, beschied er seine Entwickler, „kauft eure Baguettes, und dann wisst Ihr nicht, wohin damit. Dagegen müssen wir etwas unternehmen.“ Das Ergebnis ist ein schlanker Korb für das längliche Weißbrot, der auf der Beifahrerseite befestigt werden kann.

Auch beim Design der Räder nahm der Konzernlenker direkten Einfluss. „Zehn Speichen? Warum nicht zwölf wie bei der Uhr“, fragte er seine Kreativen, die prompt reagierten und zwei weitere Speichen hinzufügten. Ansonsten blickten die Designer beim neuen elektrischen Renault 5 tief in die Geschichtsbücher der Marke und landeten dabei im Jahr 1972, als der R 5 in die damals von biederen Formen dominierte automobile Welt einbrach. So etwas hatte bis dahin kein Hersteller gewagt. Leuchtende Farben und eine Form, die mit gängigen Vorstellungen, wie ein Auto aussehen musste brach und stattdessen einen Blick in die Zukunft des Automobildesign wagte. Bis Ende 1996 blieb der Kleinwagen im Modellprogramm der Franzosen, die sich danach wieder auf ein eher konventionelles Design zurückzogen.

Die Aufgabe der Designer war einigermaßen anspruchsvoll, denn schließlich mussten sie auf der einen Seite ein Publikum erreichen, das mit dem R 5 aufgewachsen ist und gleichzeitig eine vollkommen neue Zielgruppe ansprechen. Das Ergebnis war 2021 ein Showcar mit einem, so die Marketing-Lyrik, „retrofuturistischen Stil“. Offensichtlich war der erste Aufschlag bereits nah an der Serienversion, denn das endgültige Modell übernimmt viele Elemente des Showcars, und außerdem vergingen gerade drei Jahre bis zur Vorstellung der Serienversion.

Wie sich die Vergangenheit in die Zukunft übersetzen lässt, zeigt ein Detail auf der Motorhaube, wo sich beim Original ein Lufteinlass befand. Heute leuchtet dort eine Ladeanzeige, wenn sich die Fahrerin oder der Fahrer nähert, die, kein Zufall, als Fünf ausgeführt ist. Gleichzeitig zwinkert der pupillenförmige Scheinwerfer dem Fahrer zu, und im Innenraum wartet eine von dem bekannten Künstler Jean-Michel Jarre komponierte Begrüßungsmusik. War das Ur-Modell noch ein wenig pummelig, so ist sein elektrischer Nachfolger aerodynamisch optimiert, ohne dass hässliche Hilfsmittel das gelungene Design stören.

Als erstes Modell des Konzerns nutzt der elektrische R 5 die neue Ampère-Plattform AmpR Small. Mit 3,92 Metern ist das Modell rund 40 Zentimeter länger als der Vorgänger, und dank eines Radstands von 2,54 Metern, gekoppelt mit einem flachen Boden, herrschen großzügige Platzverhältnisse, wobei allerdings der Fußraum im Fond eingeschränkt ist. Das Gepäckabteil fasst 326 Liter, ist aber nur über eine relativ hohe Ladekante zu erreichen. Auch das Interieur bietet viel Raum für nostalgische Gedanken – wenigstens für die Zeitgenossen, die den Klassiker noch kennen. Die Gegenwart ist durch die beiden horizontalen Bildschirme vertreten, über die die wichtigsten Daten transportiert werden. Das Design der Sitze erinnert an den legendären R 5 Turbo, und natürlich musste kein Tier sein Leben beenden, um im elektrischen R 5 als Bezugsstoff aufzutauchen. Die Materialien sind durchweg vegan und aus der Abteilung Recycling.

Doch genug der Äußerlichkeiten, schließlich sind es die inneren Werte, die zählen. Renault schickt den 5 E-Tech Electric mit drei Leistungsstufen ins Rennen: Die Basismotorisierung übernimmt ein 75 kW (95 PS) starker Antrieb, daneben stehen Motoren mit 90 kW (120 PS) und 110 kW (150 PS) bereit. Die Energieversorgung übernimmt bei den schwächeren Motorisierungen eine 40 kWh große Batterie, für den stärksten Motor spendet ein 52 kWh großer Akku den Strom. Die Reichweiten liegen bei 300 und 400 Kilometern. Die Energiespeicher wurden in vier Module aufgeteilt, um Gewicht zu sparen. Je nach Variante bringt der elektrische Kleinwagen 1350 bis 1450 Kilogramm auf die Waage.

Zum Start kommt ausschließlich der stärkste Antrieb zu den Händlern – die schwächeren Versionen folgen später. Geladen werden kann entweder mit elf kW oder 80 kW (90 kW-Antrieb) und 100 kW (110-kW-Motor). Außerdem besitzen die stärkeren Versionen die Möglichkeit, bidirektional zu laden. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei allen Versionen bei 150 km/h erreicht.
Als erstes Renault-Modell ist beim elektrischen R5 „Reno“ als Begleiter an Bord. Der Avatar ist speziell auf Elektrofahrzeuge abgestimmt und weiß auf alle möglichen Fragen die passende Antwort, wenn er mit „Hey Reno“ angesprochen wird. Der Sprachassistent macht auch Vorschläge, um den Komfort zu verbessern, regt zum Beispiel selbstständig an, die Klimaanlage auf Umluft einzustellen und weiß auch, wie sich die Reichweite erhöhen lässt.

Zum Marktstart bietet Renault zwei Ausstattungsvarianten an. Die Version Techno besitzt Leichtmetallräder, einen zehn Zoll messenden Monitor, Rückfahrkamera und das Multimediasystem Open R Link mit Google. Beim Iconic 5 kommen eine Zweifarblackierung, Sitz- und Lenkradheizung sowie Einparkhilfen vorne und hinten hinzu. Die Preisliste soll bei 25.000 Euro für die Basisversion mit kleiner Batterie beginnen. 

Daten Renault 5 E-Tech Electric

Länge x Breite x Höhe (m): 3,92 x 1,77 x 1,50
Radstand (m): 2,54
Antrieb: Elektromotor
Leistung 70 kW/95 PS bis 110 kW/150 PS
Max. Drehmoment: 215 Nm bis 245 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 150 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 8,0 Sek.
WLTP-Reichweite: 300 km/400 km
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 14,6 Liter
Leergewicht: 1350 bis 1450 kg

 

(Quelle: Walther Wuttke, cen)

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