24. September 2023
Praxistest Opel Astra Sports Tourer GSe: Spritzig nur mit vollem Akku
Was damals dem sportlichen Fahrer als vornehme Tugend erschien, hat sich im Jahr 2023 grundlegend geändert. Es geht nicht mehr um die kleinen Spielchen auf der linken Spur der Autobahn, vielmehr sollen die neuen GSe-Modelle mit ihrer Plug-in-Hybridtechnik, hoher Leistung und einem gelungen verfeinerten Fahrwerk den perfekten Kompromiss zwischen Effizienz und Fahrvergnügen finden. 46.460 Euro kostet der Astra GSe als Fünftürer, für den Sportstourer sind rund 1500 Euro mehr zu bezahlen, den Grandland GSe gibt es für nochmals etwa 10.000 Euro mehr, 58.600 Euro verlangt der Händler für das Flaggschiff aus Rüsselsheim.
Die Zutaten für bessere Treibstoffeffizient sind wohlbekannt. Beide Modelle koppeln einen aufgeladenen Vierzylinder-Benziner mit einem Elektromotor. Der Astra bringt es damit auf eine Systemleistung von 225 PS, im Grandland steigert eine zweite E-Maschine, die an der Hinterachse sitzt, das Leistungsangebot auf 300 PS (231 kW) und verbessert dank des Allradantriebs das Traktionsvermögen. Für die elektrische Fahrt ist ein Lithium-Akku mit einer Kapazität von 12,4 kWh an Bord, er soll die GSe-Modelle bis zu 76 Kilometer weit ohne Einsatz des Verbrennungsmotor bringen. Der WLTP-Normverbrauch liegt bei 1,2 Litern Benzin und 15,4 kWh auf 100 Kilometer. Wer den Akku nicht nach dieser Distanz nachlädt, muss mit deutlich höherem Konsum von fossilen Energieträgern rechnen, unter 6,1 Liter geht dann nichts voran.
Aber es bleibt nicht bei der Neukonfiguration des Antriebsstrangs. Akribisch haben sich die Entwickler des Fahrwerks angenommen und mit einer sportlicher abgestimmten Lenkung die Fahrdynamik deutlich verbessert. Spezielle Federn und Stoßdämpfer von Koni an Vorder- und Hinterachse steigern obendrein den Komfort, ohne den Astra oder den Grandland zur Schiffsschaukel zu machen. Das ESP greift zudem später ein und ermöglicht so eine durchaus dynamische Fortbewegung. Dass die Bremsen obendrein direkter ansprechen, verstärkt den sportlichen Charakter.
Die veritablen Fahrleistungen und das subjektive Empfinden des spontanen Leistungseinsatzes, wie wir ihn von elektrisch angetriebenen Fahrzeugen kennen und schätzen, stellt sich jedoch nur ein, wenn der Akku über genügend Saft verfügt. Zwar gibt es auch ohne rechtzeitiges Nachladen dank der Rekuperation immer noch einige versprengte Ionen in den Batteriezellen, die vor allem beim Anfahren ihr Bestes geben, dynamisch wirken Astra und Grandland jedoch erst, wenn der Strom fließt. Dann aber ist das Fahrerlebnis formidabel. Das modifizierte Fahrwerk macht die Reise nicht nur dem Sportfahrer zum Genuss, die harmonische Beschleunigung sorgt gleichermaßen für Entspannung.
Ganz im Sinne der Konstrukteure agiert dabei das achtstufige Automatikgetriebe, das ohne Hast die Übersetzungen wechselt und dennoch stets die passende Übersetzung anbietet. Es erstaunt immer wieder, wie wohltuend die lineare Drehmomentkurve eines Elektromotors für die Ruhe im stürmischen Verkehrsgeschehen Sorge trägt. Die Geräuschentwicklung ist an aller Regel verhalten, erst wenn es im reinen Benzinerbetrieb vorangeht, meldet sich der Vierzylinder bei Leistungsabruf schon mal mit erhobener Stimme zu Wort.
Optisch stehen die GSe-Modelle allesamt gut da. Den aktuell „Vizor“ genannten Kühlergrill tragen sie alle, das in Kontrastfarbe lackierte Dach gehört ebenfalls zur guten Tönung. Das ändert sich im Innenraum, mit dem sich der Astra klar erkennbar als das jüngere und modernere Opel-Modell erweist. Obwohl der kräftigere Grandland größer wirkt, übertrifft ihn der Astra Sports Tourer um fast 20 Zentimeter in der Länge. Auch beim Gepäckraumvolumen kann das SUV nicht mit dem Kombi mithalten und bietet gut 120 Liter weniger Stauraum fürs Gepäck an. Gleiches gilt für die Anhängelast, bei der dem Astra 150 Kilogramm mehr genehmigt werden.
Wie auch immer, die Wahl der Karosserieform ist immer eine Frage des Geschmacks und der persönlichen Vorlieben. Zügig und kurzweilig unterwegs sind der Chauffeur und seine Mitfahrer in beiden GSe-Versionen und wer sie vor allem für die Kurzstrecke hernimmt oder bei längeren Fahrten nach jeweils etwa 60 Kilometern einen Ladestopp einlegt, sparsam obendrein. Dafür gilt es jedoch Zeit einzukalkulieren. Der 14,2 kWh speichernde Akku des Grandland ist an der 22-kW-Ladesäule nach 130 Minuten wieder frisch, beim Astra muss sich die Reisegruppe bestenfalls 115 Minuten gedulden.
Daten Fahrzeug Opel Astra Sports Tourer GSe
Länge x Breite x Höhe (m): 4,64 x 1,86 x 1,44
Radstand (m): 2,73
Antrieb: R4-Benziner, 1598 ccm, Turbolader, E-Motor, FWD, 8-Gang-Aut.
Systemleistung: 165 kW / 225 PS bei 2500–6000 U/min
Max. Drehmoment: 360 Nm bei 1750–2500 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 235 km/h
Beschleunigung: 0 auf 100 km/h: 7,6 Sek.
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 1,2 Liter / 15,4 kWh
Batteriekapazität: 12,4 kWh
WLTP-E-Reichweite: 76 km
Effizienzklasse: A+
CO2-Emissionen: 71 g/km
Testverbrauch: 6,1 l
Leergewicht / Zuladung: min. 1746 kg / max. 424 kg
Kofferraumvolumen: 516–1553 Liter
Max. Anhängelast: 1400 kg
Basispreis: 47.960 Euro
(Quelle: Michael Kirchberger, cen)