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29. April 2024

Praxistest Mitsubishi Colt Hybrid: Günstiger als der Technik-Zwilling

Nein, wir werden ihn nicht vergessen, jenen strengen Patriarchen, der als Mehrheitseigner die von ihm gegründete MMC Auto Deutschland GmbH regierte und den einst so unbekannten wie für viele unausprechlichen japanischen Autobauer Mitsubishi in Deutschland zu erheblichen Erfolgen führte: Hanns-Trapp-Dries, der zuvor mit NSU-Automobilen und solchen der Marke Datsun (die dann später zu Nissan wurde) handelte, und sich 1977 Mitsubishi zuwandte. Zunächst importierte er das Coupé Celeste und den Mittelklassewagen Galant, ein Jahr darauf folgten das Sportcoupé Sapporo und der Kompaktwagen Colt.

Der wurde bereits seit 1962 in Japan verkauft, aus dem einstigen Kleinstwagen hatte sich mittlerweile ein veritabler City-Flitzer mit allerlei beachtenswerten Besonderheiten entwickelt. So bekam der Colt ein Getriebe mit Vorgelegewelle, das heißt, statt der damals üblichen vier Gänge standen insgesamt acht Übersetzungen bereit. Das sollte den Konsum senken und auf Wunsch die Sportlichkeit steigern. Und er erhielt, entgegen aller damaligen Gepflogenheiten, einen zusätzlichen Außenspiegel auf der rechten Wagenseite.

Bei jedweder Modellpräsentation dozierte Trapp-Dries von dem großen Sicherheitsgewinn dieser serienmäßigen Ausstattung. Teils mit ungewöhnlichen Argumenten. Im Gedächtnis haben wir folgende Aussage: Es geht ihnen bestimmt wie mir manchmal so, dass der vorausfahrende Wagen auf der Autobahn die linke Spur für sich allein gepachtet zu haben scheint. Wenn man dann eben mal rechts an ihm vorbeifährt, ist der rechte Außenspiegel ein echter Sicherheitsgewinn.

Wie auch immer, der Colt hatte genau 50 Jahre lang einen Stammplatz im Portfolio der Marke. 2012 wurde das letzte Exemplar gefertigt, ein Jahr darauf das letzte in Deutschland zugelassen, danach musste der viertürige Kleinwagen Space Star, der lange als preisgünstigstes Automobil auf dem deutschen Markt galt, in die Bresche springen. Aber auch der kam in die Jahre und fast hätte sich die Marke hier zurückgezogen, wenn nicht die Verhandlungen über Bruderschaftshilfe erfolgreich gewesen wären. Schließlich hatte Nissan bereits im Vorfeld Anteile von Mitsubishi übernommen, bevor sich wiederum Renault den Datsun-Nachfolger einverleibt hatte.

Und so geschah im vergangenen Jahr, dass zuerst der Renault Capture als Ersatz für den betagten Mitsubishi ASX und kurz darauf der Clio als Colt auf den Markt kam. Zumindest in der Kompaktwagenklasse hat man sich bei den Gestaltungsunterschieden arg zurückgehalten. Allein die Markenlogos und kleine Details am Vorderwagen weisen Differenzen auf. Der Einstiegsreis für den Colt liegt bei 17.990 Euro für den 1.0-Benziner mit 67 PS (49 kW), das Spitzenmodell, mit dem wir unterwegs waren, ist der Hybrid mit 143 PS (105 kW) Systemleistung für wenigstens 25.990 Euro. In der höchsten Ausstattungsstufe Top kostet der Colt dann 28.990 Euro.

Beim Antrieb beweist der Colt Hybrid Technik auf dem höchsten Stand. Das Zusammenspiel zwischen dem 94 PS (69 kW) starken Verbrenner und dem 36 kW (49 PS) starken Elektromotor gelingt in allen Fahrzuständen perfekt. Ohne Zugkraftunterbrechung und somit ohne Rucken und Zucken wird geschaltet, die Übersetzungswechsel gehen äußerst geschmeidig von statten. Da die E-Maschine grundsätzlich bei Anfahren aktiv ist und ihre Energie aus dem Akku mit 1,2 kWh erhält, zieht es den Colt stramm nach vorne, kaum merklich übernimmt alsbald der Vierzylinder, der mit schöner Laufruhe glänzt. Er arbeitet ohne Aufladung und schafft bei einem Hubraum von 1,6 Liter dennoch 148 Newtonmeter Drehmomentspitze.

1380 Kilogramm wiegt der Colt unbeladen, die wuchtet der Antrieb in flinken 9,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h, 174 km/h zeigt der Tacho bei Höchstgeschwindigkeit an. Den angegebenen WLTP-Verbrauch haben wir vermutlich aufgrund des großen Fahrspaß‘ um einige Striche verfehlt. 4,8 statt der versprochenen 4,3 Liter Benzin genehmigte sich der Vierzylinder auf 100 Kilometer. Wobei wir den Mitsubishi bei längeren Autobahnstrecken keineswegs geschont haben. Die Federung macht die Fahrten komfortabel und ruhig. Gut gefallen haben auch die fein dosierbaren Bremsen und die präzise Lenkung.

Die Bedienung fällt leicht, viele Funktionen lassen sich über den knapp zehn Zoll großen Touchscreen in der Mitte der Schalttafel steuern. Hilfreich ist die Reihe konventioneller Schalter darunter, worüber sich etwa die Sitzheizungen oder der Elektromodus beim Fahren auswählen lassen. Für die Klimaanlage gibt es die bewährten Drehsteller. Die Instrumente werden digital dargestellt und können auf verschiedene Weisen konfiguriert werden. Das Raumangebot ist vorne gut und im Fond der Kompaktklasse angemessen. Allerdings schränkt der Akku das Kofferraumvolumen ein, es schrumpft im Vergleich zu den konventionellen Antriebsvarianten immerhin um 100 Liter auf 301 Liter.

Bei den Assistenzsystemen und der Ausstattung fährt der Colt im Kielwasser des vorbildlichen Clio. Tempomat, Spurassistent, Verkehrszeichenerkennung und die Notbremsanlage sind immer an Bord, außerdem Klimaanlage, beheizbare Außenspiegel und LED-Schweinwerfer. Die Spitzenausstattung bekommt überdies eine 360-Grad-Kamera, ein beizbares Lenkrad, ein Bose-Soundsystem und Navigation. Damit ist der Colt eine Handbreit günstiger als das französische Original. Und einen weiteren Vorteil wirft er in die Waagschale: Serienmäßig bekommt er fünf Jahre Garantie, beim Renault werden nur 24 Monate gewährt. 

Daten Mitsubishi Colt Hybrid Top:

Länge x Breite x Höhe (m): 4,05 x 1,80(1,99) x 1,44
Radstand (m): 2,58
Antrieb: 4-Zyl.-Benziner, 1598 ccm, Direkteinspritzung, Hybridsystem, Automatik
Leistung: 69 kW (94 PS) bei 5600 U/min
Max. Drehmoment: 148 Nm bei 3200 U/min
Elektromotor: 36 kW (49 PS)
Systemleistung: 105 kW (143 PS)
Höchstgeschwindigkeit: 174 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 9,3 Sek.
Durchschnittsverbrauch: 4,3 Liter
Testverbrauch: 4,8 Liter
Tankinhalt: 39 Liter
CO2-Emissionen: 96 g/km
Leergewicht / Zuladung: min. 1380 kg / max. 460 kg
Anhängelast: 900 kg
Kofferraumvolumen: 301 – 979 Liter
Preis: 25.990 Euro
Testwagenpreis: 28.990

(Quelle: Michael Kirchberger, cen)

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