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08. Februar 2025

Fahrbericht Volvo EX90: Luxus-Lounge mit Ladefrust

Volvo macht ernst mit der Elektromobilität. Mit dem EX90 bringen die Schweden nicht nur das Elektro-Pendant des erfolgreichen XC90, sondern zugleich auch ein Statement in die Welt der elektrischen Luxus-SUVs. Größer und luxuriöser positioniert sich der stattliche Stromer als rollende Premium-Lounge mit beeindruckendem Fahrkomfort, Technologie, Sicherheit – und natürlich dem gewissen Maß an skandinavischer Coolness. Klingt nach der perfekten Mischung – wären da nicht ein paar Schnitzer, die in dieser Preisklasse Stirnrunzeln verursachen.

Doch zunächst einmal zur Optik: Der EX90 streckt sich auf stattliche 5,04 Meter Länge, bleibt dabei aber überraschend elegant. Die klare Volvo-Designsprache bleibt erhalten, wirkt dabei ein bisschen wie ein aufgepumpter EX30. Ein Hauch Understatement, ein bisschen futuristisch – leider aber auch mit einer Beule von Lidar-Sensor auf dem Dach. Okay, Sicherheitstechnik braucht ihren Platz.

Im Innenraum dominiert der Minimalismus. Volvo setzt auf edle Materialien, die auch noch nachhaltig sein sollen. Recycelte Stoffe, Kunstleder, Aluminium – sieht alles hochwertig aus und fühlt sich gut an. Die Sitze sind perfekt zugeschnitten und bequem, egal, ob vorne oder in der zweiten Reihe, mit 2,99 Meter Radstand wird skandinavischer Langstreckenkomfort zelebriert. Die dritte Sitzreihe hingegen ist eher als Angebot an Kinder oder sehr nachsichtige Erwachsene zu verstehen. Praktisch: Selbst mit sieben Sitzen bleiben noch über 324 Liter Stauraum übrig, bei fünf Sitzen sind es 669 Liter und als Zweisitzer üppige 1995 Liter.

So weit, so beeindruckend. Doch dann rückt das hochkantige Touchscreen-Tablet in den Blick. 14,5 Zoll groß, mächtig und die alleinige Schaltzentrale über sämtliche Fahrzeugfunktionen. Klingt modern, ist aber in der Praxis manchmal ein Geduldsspiel. Die grundlegenden Features sind schnell erfasst, wer aber mal eben den Spiegel verstellen oder die Sitzheizung aktivieren will, klickt sich durch Untermenüs, bis die Laune in den Keller geht. Gar nicht zu reden von den nervigen Gepiepse der Tempo-, Spur- und Fahrerüberwachungen, von denen es zahlreiche gibt. Die Sprachsteuerung soll helfen, tut sie manchmal auch, manchmal aber auch nicht, während man sich weiter durch Menüs hangelt.

Doch genug der Display-Akrobatik, wie fährt sich der EX90? Kurzum: äußerst komfortabel. Besonders mit der optionalen Luftfederung (2700 Euro extra) gleitet der Koloss fast schwebend über die Straße. Selbst Schlaglöcher sind kaum zu spüren, auch Kopfsteinpflaster interessieren ihn nicht. In Sachen Fahrkomfort spielt der EX90 ganz oben mit, auch dank der grandiosen Geräuschdämmung. Der Innenraum ist so leise, dass man sich wie in einer rollenden Luxuslounge fühlt – perfekt für lange Autobahnfahrten. Dagegen gehören sportliche Manöver nicht unbedingt zu seinen Stärken. In der Top-Variante wiegt das SUV knapp 2,8 Tonnen, was für ein sattes Fahrgefühl, aber auch für eine gewisse Trägheit sorgt. Die Lenkung ist präzise, aber auch ein wenig gefühllos, schnelle Richtungswechsel sind nicht seine Stärke. Wer einen BMW iX oder Audi Q8 e-tron als Maßstab nimmt, wird hier nicht glücklich.

Volvo bietet drei Motorisierungen an: Der Einstiegs-EX90 bringt 205 kW (279 PS ) mit Frontantrieb auf die Straße, während die beiden Allradvarianten mit zwei E-Maschinen und 300 kW (408 PS) oder gar 380 kW (517 PS) anrücken. Letztere beschleunigt den 2,8-Tonner in beeindruckenden 4,9 Sekunden auf Tempo 100. Das ist natürlich völlig übertrieben, aber es ist immer gut zu wissen, dass man könnte, wenn man wollte. Die Höchstgeschwindigkeit ist ohnehin Volvo-typisch auf 180 km/h begrenzt. Sicherheit geht vor – ob das Kunden in der Oberklasse nun gutheißen oder nicht.

Das Thema Reichweite geht dafür in Ordnung: Volvo verspricht bis zu 614 Kilometer mit dem größeren Akku (107 kWh). Realistisch sind wohl eher 500, vielleicht weniger, wenn es kalt ist oder der Fahrstil ambitionierter ausfällt. Nach unserer Testfahrt durch das frostige Hamburger Stadtgebiet plus Abstecher in den Bismarckschen Sachsenwald, zum Schloss Reinbek und zurück zeigte der Bordcomputer 23 kWh an, kommt also ungefähr hin.

Was dem EX90 – und seinen Nutzern – eher zu schaffen machen dürfte, ist die Ladeleistung der nur 400-Volt-Architektur. Wo Konkurrenten wie Porsche oder Hyundai längst auf 800 Volt setzen, nuckelt Volvo damit nur im Mittelfeld herum. Zwar sind bis zu 250 kW an Schnellladesäulen möglich, aber nur, wenn alles optimal läuft. Noch bitterer: AC-Laden geht nur mit maximal 11 kW. Während sich andere SUVs an der Wallbox mit 22 kW die Akkus volllaufen lassen, braucht der EX90 für eine komplette Ladung satte zehn Stunden.

Womit Volvo aber nicht geizt, ist die Sicherheit. Der Lidar-Sensor auf dem Dach sieht zwar schlimm aus, sorgt mit 250 Meter Reichweite und größerem Winkel aber für ein noch präziseres Umfeld-Scanning. Damit ist der EX90 für zukünftige autonome Fahrfunktionen gerüstet – wenn Volvo diese irgendwann freischaltet. Bis dahin unterstützt das „dritte Auge“ bestehende Assistenzsysteme und sorgt für noch präzisere Warnungen und Notbremsungen. Dazu gibt es Kameras im Innenraum, die Müdigkeit oder Ablenkung erkennen, sowie Sensoren, die verhindern, dass Kinder oder Haustiere im Auto vergessen werden. Sicher alles sinnvoll, wenn auch ersteres in der Praxis ein wenig übergriffig.

Die Preise für den EX90 sind erfahrungsgemäß hoch. Die Basisversion startet bei 83.700 Euro, die Topversion mit 517 PS kostet mindestens 96.800 Euro, kratzt mit ein paar Extras aber auch schnell an der 120.000-Euro-Marke. Besonders das optionale Bowers & Wilkins Soundsystem für 3050 Euro ist seine Investition wert: Mit 25 Lautsprechern und Dolby-Atmos-Unterstützung verwandelt es den Innenraum in eine rollende Konzerthalle. Serienmäßig ist die Ausstattung solide, aber wie so oft gilt: Wer das volle Potenzial ausschöpfen will, zahlt ordentlich drauf.

Unterm Strich erfüllt der Volvo EX90 sein Flaggschiff-Versprechen fast durchweg. Das luxuriöse Ambiente, die hervorragende Geräuschdämmung, der exzellente Fahrkomfort und die vorbildliche Sicherheit setzen Maßstäbe in dieser Klasse. Doch gerade die Bedienung und die konventionelle 400-Volt-Architektur lassen ihn hinter der Konkurrenz zurückfallen. Wer damit leben kann – und das nötige Kleingeld mitbringt – bekommt ein erstklassiges Reisegefährt und eine Lounge auf Rädern.

Daten Volvo EX90 Twin Motor AWD Ultra

Länge x Breite x Höhe (m): 5.04 x 1,96 x 1,74
Radstand (m): 2,99
Antrieb: 2 Elektromotoren, 300 kW (408 PS), Allradantrieb, Automatikgetriebe
Max. Drehmoment: 770 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 5,9 Sek.
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 20,8-22 kWh
Batteriekapazität: 107 kW (111 kW brutto)
Reichweite (WLTP): 598-745 km
Ladeleistung: 11 kW AC/ 250 kW DC
Leergewicht / Zuladung: 2779 kg / 611 kg
Kofferraumvolumen: 324–1955 Liter
Basispreis: 102.300 Euro
Testwagenpreis: 112.520 Euro

(Quelle: Frank Wald, cen)

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