15. Mai 2024
Fahrbericht Skoda Octavia: Millionenseller mit verlängertem Haltbarkeitsdatum
So fallen bei der ersten Begegnung mit dem „Rückgrat der Marke“, so Skodas Vertriebs- und Marketingvorstand Martin Jahn, die Unterschiede erst beim zweiten Blick ins Auge. Wie bei Facelifts üblich, gibt es für Limousine wie Kombimodell neue Stoßfänger vorn und hinten, einen leicht modifizierten Grill, optionale Matrix-LED-Scheinwerfer sowie LED-Heckleuchten mit animierten Blinkern. Dazu kommen neue Farben und Felgendesigns, das war’s.
Gravierender fallen da schon die technischen Änderungen unterm Blech aus. Wie seine Markenbrüder wird auch der Octavia digitaler und ersetzt das analoge Kombiinstrument durch einen 10-Zoll-Bildschirm sowie einen ebenfalls serienmäßigen 10-Zoll-Zentralbildschirm. In teureren Versionen prangt auch ein 13-Zoll-Display auf der Mittelkonsole. Zudem sind mehr USB-C-Anschlüsse vorhanden, die Handys mit 45 Watt aufladen können. Updates können nun „over-the-air“ geladen werden, was Werkstattbesuche erübrigt.
Generell erinnert das Infotainmentsystem natürlich an VW, was nach den jüngsten Verbesserungen inzwischen aber auch nicht mehr von Nachteil ist. Darstellung und Bedienung sind übersichtlich, das System arbeitet tadellos und reagiert schnell auf Eingaben, sei es per Fingertipp oder per Spracheingabe. „Laura“ kann auf Ansage Temperatur und Innenraumbeleuchtung regulieren, Witze erzählen oder auch durch die ständige Internetverbindung nahegelegene Restaurants suchen. Wenn im Laufe des Jahres die Künstliche Intelligenz ChatGPT hinzukommt, werden weitere Infotaintment- und Serviceleistungen möglich. Das Beste aber: das vorgeschriebene Gebimmel wegen Überschreitung des Tempolimits kann mit einem Tastendruck am Lenkrad deaktiviert werden.
Der Innenraum bietet nach wie vor das beste Platzangebot der Klasse mit 640 bis 1700 Litern und vielen praktischen Extras wie Laderaumtrennern, Netzen und Türregenschirmen. Neu ist eine Box für die zweite Reihe, die zwei Flaschen aufnehmen kann. Hochwertig verarbeitete Kunststoffe prägen das technisch-funktionale Interieur, das gegen Aufpreis mit Echt- und Kunstleder sowie Recyclingstoffen aufgepeppt werden kann. Die komfortablen Sitze werden auf Wunsch sogar belüftet. Die überarbeitete Skoda-App ermöglicht nun auch mit neuen Funktionen wie Pay to Park oder Pay to Fuel das Bezahlen von Parkgebühren und Sprit.
Spürbar neu sind auch die Motoren-Antriebs-Kombinationen. Die bisherigen Einliter-Dreizylinder-Benziner mit Turboaufladung, die zwar sparsam, bei Anstrengung aber auch immer etwas brummelig waren, sind Geschichte. Ab sofort gibt es nur noch 1,5-Liter-Vierzylinder, wahlweise konventionell mit 6-Gang-Schaltgetriebe oder als elektrifizierte Hybridversionen mit 7-Gang-DSG. Die beiden 2-Liter-TDI-Diesel mit 115 PS (85 kW) und 150 PS (110 kW) bleiben unverändert im Programm. Später im Jahr sollen noch die stärkeren Ausbaustufen Octavia Sportline mit 204 PS (150 kW) und das RS-Modell folgen, das dann 265 PS (195 kW) leisten wird.
Als neue Einstiegsversion rollt damit also Ende Mai der 1,5 TSI-Benziner mit 115 PS (85 kW) zum Händler. Und der zeigte sich beim ersten Auslauf als ein sehr kommoder, laufruhiger Motor, der die meisten Manöver unaufgeregt meistert und dabei mit 5,6 Litern im Schnitt auch noch sehr genügsam unterwegs ist. Ein paar Tropfen Sprit spart dabei die Hybridisierung, die über einen Startergenerator beim Anfahren und Beschleunigen mit leichtem Elektro-Schub unterstützt und umgekehrt beim „Segeln“ mit abgeschaltetem Motor und Bremsen via Rekuperation die Energie wieder einfängt. Bei gleichmäßiger Fahrt werden außerdem zwei Zylinder abgeschaltet, ohne dass der Fahrer davon etwas merkt.
Einen Tick besser in Sachen Performance agiert natürlich das stärkere Modell mit 110 kW (150 PS). Hier geht alles etwas leichter und unangestrengter von der Hand, ohne dass die rund 1,4 Tonnen schwere Limousine scheinbar mehr Sprit benötigt. Nach 130 Kilometern Landstraßen und temporegulierten Autobahnen im österreichisch-tschechischem Grenzgebiet pendelte sich der Verbrauch bei 5,5 Litern ein.
Etwas verwunderlich jedoch, dass der Octavia, anders als Kodiaq und Superb oder auch Konzerngeschwister wie VW Golf und Seat Leon, ohne Plug-in-Hybrid auskommen muss. Und das umso mehr, als fast 87 Prozent des Absatzes an Flottenkunden geht, die dabei je nach Land von Steuervorteilen profitieren könnten. Für die kommenden vier bis fünf Jahre ist Skodas Millionenseller jedoch erst mal wieder gerüstet. Kniffliger wird’s für die Zeit danach. Vor dem Hintergrund des von der EU beschlossenen Verbrenner-Aus 2035 wird sich eine komplette Neuentwicklung nicht lohnen. Die vierte Generation wird also um einige Jahre gestreckt werden (müssen).
Was angesichts der ungebrochenen Popularität des tschechischen Erfolgsmodells ja nichts schlechtes sein muss. Vorausgesetzt, die Preise verändern sich ebenso moderat wie beim jetzigen Modellwechsel. Die Limousine startet ab 30.730 Euro, der Combi-Zuschlag beträgt weiterhin 700 Euro. Die Mildhybrid-Versionen kosten wegen des serienmäßigen DSG-Getriebeautomatik mindestens 33.330 Euro. Die Diesel starten ab 34.430 Euro. In den stärkeren Versionen und mit der umfangreichen Optionsliste können die Preise aber auch sehr schnell die 40.000er-Hürde überspringen.
Daten Skoda Octavia Limousine 1,5 l TSI mHEV
Länge x Breite x Höhe (m): 4,69 x 1,82 x 1,47
Radstand (m): 2,69
Antrieb: R4-Turbobenziner mit Startergenerator, 1498 ccm, FWD, 7-Gang-DSG-Automatik
Systemleistung: 85 kW / 115 PS bei 5000 U/min
Max. Drehmoment: 220 Nm bei 1500–3000 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 203 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 10,6 Sek.
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 4,6 - 6,1 Liter
CO2-Emissionen: 104-139 g/km
Leergewicht / Zuladung: min. 1385 kg / max. 470 kg
Kofferraumvolumen: 600–1555 Liter
Max. Anhängelast: 1500 kg
Basispreis: 33.330 Euro
(Quelle: Frank Wald, cen)