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04. April 2024

Fahrbericht Porsche Taycan: Perfekter Spagat

Als Porsche mit dem Taycan das Zeitalter der Elektromobilität einläutete, haben wohl nicht einmal die Zuffenhausener an einen so großen Erfolg geglaubt: Seit seiner Markteinführung 2019 hat sich der mindestens 100.000 Euro teure Stromer mehr als 150.000-mal verkauft. Vier Jahre bedeuten aber im schnelllebigen E-Zeitalter auch eine lange Zeit. Darum gibt es jetzt für die Taycan Limousine, den kombiartigen Taycan Sport Turismo sowie den höhergelegten Taycan Cross Turismo ein umfassendes Facelift.

Mit neuen Stoßfängern, modifizierten Scheinwerfern sowie stärker akzentuierten Kotflügeln fallen die optischen Retuschen eher moderat aus. Um das überarbeitete Modell von seinem Vorgänger zu unterscheiden, muss man schon sehr genau hinschauen. Doch verbessern die veränderten Maßnahmen mit den ebenfalls neuen Rad-Reifenkombinationen die Aerodynamik. Wesentlich mehr hat sich unter dem schmucken Blechkleid getan. Die Entwickler haben an fast allen Stellschrauben gedreht. Mit dem Ergebnis, dass der Taycan über mehr Reichweite verfügt, noch schneller lädt, mehr Komfort bietet und gleichzeitig auch mehr Leistung mitbringt.

So erhöht sich beim heckgetriebenen Basismodell in Verbindung mit der neuen Performance-Batterie Plus, die über eine Kapazität von 105 kWh verfügt, die Reichweite auf bis zu 678 Kilometer. Das sind im Vergleich zum Vorgänger stolze 175 Kilometer mehr. In Verbindung mit dem größeren Akku steigt zudem die Ladeleistung von bisher bereits guten 270 kW auf sehr gute 320 kW an. Da der neue Energiespeicher außerdem noch in einem größeren Temperaturfenster mit voller Leistung laden kann, benötigt der Taycan an einem Schnellader nur 18 Minuten um seine Akkus von zehn auf 80 Prozent zu pushen. Bisher waren es ebenfalls nicht gerade schlechte 21,5 Minuten.

Die Leistung für das Einstiegsmodell beträgt nach wie vor 300 kW (408 PS). Doch steht die Power jetzt dauerhaft zur Verfügung und nicht wie beim alten Modell nur als kurzfristiger Boost. Damit beschleunigt der Basis-Taycan in 4,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h und ist 0,6 Sekunden schneller als bisher. Mit Performance-Batterie steigt die Leistung sogar auf 320 kW (435 PS).

Neues Topmodell

Zusammen mit dem Facelift hat Porsche die Rangordnung für den Taycan neu aufgestellt. Über dem bisherigen Topmodell Taycan Turbo S rangiert nun der 580 kW (789 PS) starke Taycan Turbo GT, der über ein gewaltiges Drehmoment von 1340 Newtonmeter verfügt. Der Taycan Turbo GT sprintet in nur 2,3 Sekunden auf Tempo 100, erreicht die 200er-Marke nach nur 6,6 Sekunden und ist bis zu 290 km/h schnell. Wahlweise gibt es den Turbo GT auch mit Weissach-Paket. Letzterer ist dank umfassender Leichtbau-Maßnahmen um 22 Kilogramm leichter und stürmt mit 2,2 Sekunden nochmals eine Zehntel schneller auf 100 km/h, Spitze: 305 km/h.

Allen Taycan-Modellen gemein ist der neue Elektromotor an der Hinterachse, der nicht nur leichter und effizienter arbeitet, sondern um 80 kW (109 PS) stärker ist. Daher bringt der Turbo S nun 570 kW (775 PS) auf die Straße. Mittels Overboost-Funktion werden kurzfristig 700 kW (952 PS) freigesetzt. Damit beschleunigt der Taycan Turbo S in nicht minder schnellen 2,4 Sekunden auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit liegt weiterhin bei 260 km/h. Nur logisch, dass auch der Turbo S druckvoll wie gleichermaßen vehement zur Sache geht, sobald das Fahrpedal auch nur ansatzweise Richtung Bodenblech gedrückt wird. Dementsprechend zackig und präzise geht der Sportler auch ums Eck.

Die wichtigste Neuerung betrifft jedoch das optional erhältliche Active-Ride-Fahrwerk. Die neu ins Programm aufgenommene Luftfederung agiert in Millisekunden auf die Fahrbahnbeschaffenheit und bietet neben einer höheren Querdynamik zudem einen überraschend hohen Fahrkomfort. Darüber hinaus eliminiert das aktive Fahrwerk Brems- und Nickbewegungen. So entspannt und angenehm ließ sich ein Porsche bislang noch nicht fahren. Somit beherrscht der Taycan den Spagat aus hoher Agilität und lässigem Cruisen perfekt.

Was sonst noch am gelifteten Taycan auffällt: Neue Matrix-LED-Scheinwerfer mit insgesamt 32.000 ansteuerbaren Lichtpunkten leuchten die Umgebung besser aus. Das glauben wir gerne, doch ausprobieren konnten wir es bei unserem ersten Kennenlernen am Tage noch nicht. Und im Innenraum kann der Beifahrer auf dem Display nun Filme schauen, ohne den Fahrer bei seiner Arbeit hinterm Lenkrad zu stören. Der hört allenfalls den Ton, sieht aber nur in ein schwarzes Loch, da der optionale Monitor mit einer Folierung vor fremden Blicken schützt. 

(Quelle: Guido Borck, cen)

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