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27. Oktober 2023

Fahrbericht Porsche Cayenne Turbo E-Hybrid Coupé: König der Hybriden

Als Porsche vor zwei Jahren den Cayenne Turbo GT präsentierte, schrieben wir nach ausgiebigen Testfahrten auf Straße und Rennstrecke: Vielleicht wird er zum ultimativen Symbol einer Gattung, das nicht mehr übertroffen werden kann. Denn er legte die Messlatte für sportliche SUV in geradezu astronomische Höhen. Von 0 auf 100 km/h in 3,3 Sekunden, eine Straßenlage wie ein Sportwagen: Das damals 640 PS (471 kW) und zuletzt 660 PS (485 kW) starke Flaggschiff der Baureihe lotete die Grenzen dessen aus, was in Sachen Fahrwerk und Antrieb überhaupt möglich ist. Jetzt lanciert der Hersteller eine Variante, die den Turbo GT tatsächlich in manchen Punkten noch übertrifft.

Das neue Modell hört auf den sperrigen Namen Porsche Cayenne Turbo E-Hybrid Coupé mit GT-Paket. Der gleiche 4,0-Liter-V8-Grundmotor ist hier mit 599 PS (441 kW) etwas weniger ausgereizt, dafür treibt ein von einer 25,9-kWh-Batterie gespeister Elektromotor die Gesamtleistung auf stolze 739 PS (544 kW). Leider übertrifft das neue Spitzenmodell den Vorgänger auch im Gewicht, nämlich um 350 Kilogramm. Es bringt 2570 kg auf die Waage.
Damit kann der Plug-In-Hybrid zwar die (abgeregelte) Spitze von 305 km/h halten, fällt im Standardsprint von 0 auf 100 km/h jedoch von 3,3 auf 3,6 Sekunden zurück. Dafür brilliert er im Zyklusverbrauch: Statt 14,4 Litern konsumiert er nur 1,8 Liter Super Plus pro 100 Kilometer.

Leider ist es uns nicht gelungen, diesen Verbrauchswert bei unseren Testfahrten zu erreichen. Doch der Zyklusverbrauch hat ja einen anderen Zweck: Die Politik will mit den Messvorgaben die Elektrifizierung fördern. Für den Besitzer zahlt sich das sowohl bei der Kfz-Steuer als auch bei der Dienstwagenbesteuerung in klingender Münze aus. Mit einem Grundpreis von über 200.000 Euro ist das Auto schließlich schon teuer genug.

Die enorme Kraft wird über einen achtstufigen Automaten auf alle vier Räder übertragen. Das Getriebe beherrscht dabei sowohl sanft verschliffene Übergänge wie auch brutal kurze Schaltzeiten, jeweils angepasst an den gewählten Fahrmodus und den Fahrstil des Piloten. Der Achtzylinder ist klangstark, der Cayenne kann aber auch ausschließlich elektrisch fahren, und zwar bis zu 135 km/h schnell oder – bei Stadttempo – bis zu 82 Kilometer weit.

Das GT-Paket ist nur im Cayenne Coupé erhältlich; diese Karosserieform wirkt deutlich sportlicher als die Basiskarosse, und das Raumangebot ist beinahe identisch. Vorne und hinten sitzt man sehr gut, der Kofferraum ist allerdings mit 434 Litern eher bescheiden ausgefallen. Das liegt nicht an der Coupéform, sondern an der Hybridisierung: Das Vorgängermodell konnte noch 549 Liter aufnehmen.

Passend zur Motorleistung ist das Fahrwerk sportlich abgestimmt. Natürlich lässt sich dieser Cayenne zurückhaltend und komfortabel bewegen, auf der Rennstrecke oder kleinen Landstraßen zeigt er jedoch seine Qualitäten: Bodenunebenheiten bringen ihn nicht aus der Ruhe, die Lenkung ist präzise, die Seitenneigung minimal. Der Vorgänger konnte das alles noch ein wenig besser, aber die meisten Kunden werden den Grenzbereich nicht einmal ansatzweise ausloten. Unter den Hybriden ist dieser Cayenne jedenfalls der König.

Das Interieur profitiert nicht unbedingt von der jüngsten Modellpflege: Zwar gibt es jetzt einen (aufpreispflichtigen) dritten Bildschirm für den Beifahrer, dafür wirkt die gesamte Armaturentafel klobiger und weniger hochwertig: Über den Instrumenten wölbt sich ein Plastikstreifen, die darüberliegende Mikrofaserfläche würde von einer Ziernaht profitieren, wie vor der Modellpflege. Leider ist auch der Wählhebel – unter Verlust der manuellen Schaltgasse – von der Mittelkonsole in die Vertikale gewandert, direkt neben das Lenkrad; dafür kann in der Mittelkonsole Krimskrams in einer Schale abgelegt werden.

Mit seinen neuen HD-Matrix-Scheinwerfern gewinnt der geliftete Cayenne aber deutlich hinzu. Sie projizieren das Licht aus jeweils 32.000 LEDs auf die Straße. Die neue Scheinwerferkontur sorgt im Zusammenspiel mit der neuen Frontschürze für einen sportlichen, ultramodernen Look.

Es wurde bereits erwähnt: Für das sportliche Spitzenmodell der Cayenne-Baureihe müssen über 200.000 Euro investiert werden, nämlich exakt 208.454 Euro. Dieser Preis lässt sich porschetypisch problemlos weiter steigern – unter anderem mit der empfehlenswerten PDCC-Fahrwerksregelung und einer Hinterachslenkung. Dafür gibt es alles, was heute an Technik in einem SUV machbar ist – und dazu noch die höchst willkommene Belohnung aus dem Steuersäckel.

Daten Porsche Cayenne Turbo E-Hybrid Coupé (GT-Paket)

Länge x Breite x Höhe (m): 4,94 x 2,00 x 1,65
Radstand (m): 2,90
Antrieb: V8-Plug-In-Hybrid, Ottomotor, 3996 ccm, Allradantrieb, 8-Gang-Automatik
Gesamtleistung: 544 kW / 739 PS
Max. Drehmoment: 950 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 305 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 3,6 Sek.
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 1,8 Liter
CO2-Emissionen: 40 g/km
Leergewicht (EU)/ Zuladung: min. 2570 kg / max. 365 kg
Kofferraumvolumen: 434–1344 Liter
Basispreis: 208.454 Euro

(Quelle: Jens Meiners, cen)

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