11. Oktober 2023
Fahrbericht Mitsubishi Colt: A la française
Was ja nicht das Schlechteste ist. Mitsubishi musste nach dem abgesagten Abschied aus Europa schnell wieder in das hiesige B-Segment einsteigen. Und da schien die Zusammenarbeit mit dem französischen Konzernpartner die perfekte Lösung. So war bereits der im Frühjahr gestartete Mini-Crossover ASX im Wesentlichen ein Renault Captur mit neuem Markenlogo, gestrafften Modell- und Ausstattungslinien und getoppt mit einer fünf- statt zweijährigen Garantie. Nach demselben Muster haben sie es jetzt wieder getan. Und beim Colt passte – nicht nur wegen Initial und Buchstabenzahl – der Clio prima ins Schema.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Schon erstaunlich, wie sehr das große Markenlogo, flankiert von Voll-LED-Scheinwerfern, dem knapp vier Meter langen Wagen einen ganz eigenen optischen Stempel aufdrückt. Dazu ein wenig Chromblenden hier, neue Tagfahrlichter dort sowie der Markenschriftzug in Groß-Lettern, die sich über das gesamte Heck breit macht, und schon erscheint der Colt als eigenständiges Fahrzeug. Was er ja auch ist, wenn man den Kunden die französische Abstammung nicht auf die Nase bindet.
Auch im wohl sortierten Cockpit und Innenraum erscheint alles im modernen französischen Chic mit einer wohldosierten Mischung aus analogen und digitalen Funktionen und selbtsterklärender Bedienung. So gibt es ein digitales 7-Zoll-Kombiinstrument, geriffelte, fein klickende Drehregler mit Digitalanzeigen für Klimatisierung, dazwischen Tasten zur direkten Steuerung der Standard-Funktionen sowie USB-C-Schnittstellen fürs Smartphone, die gut sichtbar und zugänglich in der Mittelkonsole platziert sind.
Je nach Ausstattungen wächst das Digitaldisplay hinterm Lenkrad auf 10,25 Zoll, es gibt eine induktive Ladeschale, Klimaautomatik und Rückfahrkamera, kabelloses Infotainment oder ein Bose Sound System mit 9 Lautsprechern. Ins Auge fällt natürlich auch der 9,3 Zoll große Hochformat-Touchscreen mit 3D-Navigationssystem, vorausgesetzt, man sitzt in der „Top“-Ausstattung oder der Einführungs-Edition „Intro“. Hier sind außerdem BI-LED-Scheinwerfer, 17-Zoll-Alufelgen und viele der elektronischen Helferchen wie aktiver Spurhalteassistent, Verkehrszeichenerkennung, Auffahrwarnsystem mit Notbremsassistent, Totwinkel- und Fernlichtassistent oder die adaptive Tempoautomatik serienmäßig.
Aber nicht nur Optik und Haptik sind französisch geprägt. Auch das Fahren selbst erscheint vom ersten Kilometer a la française. Warum soll es auch anders sein, sind doch dieselben Aggregate mit Ausnahme der Autogas-Version am Werk. Den Einstieg macht auch hier der 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner mit 67 PS (49 kW) und 95 Nm Drehmoment und 5-Gang-Schaltgetriebe, der für Testfahrten noch nicht zur Verfügung stand. Dafür aber der gleiche Motor mit Turboaufladung, der mit 91 PS (67 kW) und 160 Nm Drehmoment die adäquate Antriebseinheit für den Polo-Konkurrenten zu sein scheint.
Der nur knapp eine Tonne leichte Kleinwagen bewegt sich flott durch den Stadtverkehr, zeigt bei Überholmanövern auf der Landstraße seine Qualitäten im Zwischenspurt und auch bei Tempovorstößen auf der Autobahn lässt er sich von den Großen nichts gefallen. Die Lenkung ist leichtgängig, das manuelle Sechsganggetriebe schaltet sich fast von alleine und das auf Komfort getrimmte Fahrwerk schluckt klaglos Querfugen, Rüttelpisten und Kopfsteinpflaster.
Als Topversion hat auch Mitsubishi den Vollhybridantrieb im Programm. Er kombiniert einen 1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner mit einer 36-kW-E-Maschine und einem-Starter-Generator zu einer Systemleistung von 143 PS (105 kW) sowie eine Fahrzeugheck integrierte 1,2-kWh-Lithium-Ionen-Batterie, in der zurückgewonnene Bremsenergie gespeichert wird. Klingt komplex, am Lenkrad fühlt es sich jedoch an wie eine normale Automatik mit sanften Gangwechseln. Seine Stärken spielt der elektrifizierte Antrieb speziell im Stadtverkehr aus, wo der Elektromotor bis zu 80 Prozent der Fahrzeit aktiv ist und so die Effizienz und die Reichweite verbessert, die bei einem WLTP-Normverbrauch von 4,1 Litern trotz des überschaubaren 39-Liter-Tankvolumens bei bis zu 900 Kilometern liegen soll.
Allerdings zeigt das Hybridsystem gerade hier unterhalb von 50 km/h ein auffälliges Eigenleben, begleitet von Pfeifgeräuschen und, ganz unabhängig vom Tun des Fahrers, plötzlich einsetzendem Motorschnurren. Das ist ebenso gewöhnungsbedürftig wie die immer noch leichte Tendenz des Automatikgetriebes zur entkoppelten Beschleunigung. In punkto Antritt und Durchzug sorgt der Elektro-Boost mit 9,3 Sekunden für den Standardsprint auf Tempo 100 und 180 km/h in der Spitze jedoch flott unterwegs.
Unterm Strich ist die Neuauflage also mehr Clio als Colt. Aber wen juckt das schon? Wenn man es den Kunden nicht sagt, merkt es auch keiner. Und wenn Fahreigenschaften und Preis-Leistung stimmen, schon gar nicht. Hier macht Mitsubishi ohnehin das bessere Angebot als der Allianzpartner. Regulär beginnt die Colt-Preisliste bei 17.590 Euro für den 3-Zylinder-Einstiegsbenziner, Renault verlangt für das gleiche Setting mindestens 18.350 Euro. Den Turbobenziner gibt es ab 20.990 Euro, dann allerdings auch schon in der höherwertigeren „Plus“-Ausstattung. Damit startet auch der Vollhybridantrieb ab 25.990 Euro, der in der „Top“-Ausführung für 28.990 Euro das obere Ende markiert. Und um den Marktstart zu forcieren, gibt Mitsubishi in allen Versionen auch noch 2000 Euro Rabatt oben drauf.
Daten Mitsubishi Colt Hybrid 1.6 Benziner
Länge x Breite x Höhe (m): 4,05 x 1,80 x 1,44
Radstand (m): 2,58
Antrieb: R4-Benziner, 1598 ccm, (36-kW-E-Motor), FWD, Automatik
Systemleistung: 143 PS /105 kW bei 5600 U/min
Max. Drehmoment: 205 Nm bei 200–1677 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 9,3 Sek.
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 4,1 Liter
CO2-Emissionen: 92 g/km
Leergewicht / Zuladung: min. 1089 kg / k.A.
Max. Anhängelast: 900 kg
Kofferraumvolumen: 301–979 Liter
Basispreis: 25.990 Euro
(Quelle: Frank Wald, cen)