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04. Dezember 2024

Fahrbericht MG Cyberster: Nach 19 Jahren endlich wieder ein Roadster

Genau 19 Jahre nachdem der letzte MG-Roadster die Fabrik verlassen hat und 100 Jahre nach der Firmengründung kommt wieder ein sportlicher Zweisitzer mit der legendären Buchstaben-Kombination zu den Kunden. Der Cyberster unterscheidet sich allerdings deutlich von seinen Vorfahren. Und das gilt vor allem für den Antrieb, denn der jüngste MG ist elektrisch unterwegs.

Im Rahmen der Pleite von MG Rover im Jahr 2005 übernahm der chinesische Konzern Nanjing Motors das Unternehmen, das wiederum zwei Jahre später in der Shanghai Automotive Industry Corporation (SAIC) aufging, und konzentrierte sich vor allem auf konventionelle Fahrzeuge. Inzwischen gehört MG in Europa zu den erfolgreichsten chinesischen Marken.

Mit dem Cyberster kehrt MG nun zu den Wurzeln seiner Geschichte zurück. Das Design des Roadsters wurde in London bei SAIC Design Advanced entwickelt, und zog als Studie in den vergangenen Jahren über die internationalen Messen. Nun rollt die Serienversion auf die Straße. Die Kreativen setzten dabei auf die für Roadster typischen Eigenschaften. Hinter der langen Motorhaube mit dem zentral angeordneten MG-Logo schließt sich der Raum für Pilot und Copilot samt dem klassischen Stoffverdeck an. Im kurzen Heck fanden die Designer noch Raum für ein großzügiges Gepäckabteil. Highlight des MG sind die beiden nach oben öffnenden Scherentüren. „Der Cyberster ist eine moderne Interpretation der Marke MG. Wir haben daher die traditionellen Proportionen in den Vordergrund gerückt“, erklärt Carl Gotham von SAIC Design Advanced in London. „Die nach oben öffnenden Scherentüren sind dabei unser Überraschungselement.“

Mit dem Cyberster räumt MG gleichzeitig mit dem Vorurteil auf, dass Elektromobilität langweilig sein muss. Der Zweisitzer kommt in zwei Varianten auf den Markt: Die Version X Power steht mit Dual-Motor und Allradantrieb sowie 375 kW (510 PS) bei den Händlern. Die Basisversion kommt mit Heckantrieb und 250 kW (340 PS) zu den Kunden. Die Energie kommt von einem 77 kWh starken Nickel-Kobalt-Mangan-Akku, für den MG beim Allradantrieb eine Reichweite von 443 Kilometern verspricht. Der Heckantrieb kommt danach maximal 507 Kilometer weit. An einer Schnellladesäule kann der Energiespender mit maximal 144 kW geladen werden.

Der Mensch hinter dem Lenkrad blickt auf eine dreiteilige Monitor-Landschaft mit den wichtigsten Informationen. Nach einer kurzen Eingewöhnung lassen sich die wichtigsten Funktionen problemlos bedienen. Leider wird aber der links angeordnete Bildschirm für die Navigation teilweise vom Lenkrad verdeckt. Die Sportsitze bieten einen guten Seitenhalt, und der ist auch nötig, wenn man die Leistung des Cyberster abruft. Die Allradversion erreicht nach gerade 3,2 Sekunden aus dem Stand Tempo 100 km/h, beim Heckantrieb vergehen fünf Sekunden.

Für den Fall der Fälle befinden sich zwei massive Überrollbügel hinter den beiden Sitzen. Die Materialien sind hochwertig und entsprechend verarbeitet. Wahrscheinlich ist der Cyberster, die MG-Fans mögen das Urteil verzeihen, der am besten verarbeitete MG aller Zeiten. Das Dach sitzt fest in seinen Scharnieren, flattert nicht und ist in Sekundenschnelle auch während der Fahrt bis 50 km/h geöffnet und geschlossen.

Der Cyberster ist elektrisch unterwegs, und daher fehlt logischerweise die akustische Untermalung der Fahrt. Das mag Traditionalisten irritieren, doch tatsächlich ist die Fahrt im Zweisitzer durchaus unterhaltsam. Dabei unterscheidet sich der jüngste offene MG von seinen Vorgängern deutlich. Der Cyberster ist eher ein Gran Turismo und weniger der agile kleine Roadster wie der MGB in vergangenen Jahren.

Dank des sauber abgestimmten Fahrwerks und des niedrigen Schwerpunkts sind natürlich immer noch schnelle Kurvenfahrten möglich, und bei Bedarf verzögert die Bremsanlage von Brembo zuverlässig. Die Lenkung ist präzise und lädt auf Wunsch zu einer dynamischen Fahrweise ein. Dabei zeigt sich der Cyberster von einer angenehmen Seite und ein ausgeglichenes Handling ohne Tendenz zum Über- oder Untersteuern.

Das bevorzugte Revier des MG ist die Landstraße, und dabei genießt der Fahrer hinter dem Lenkrad eine gewisse Gelassenheit, die gut zum Charakter des Cyberster passt. Natürlich ist das Fahrwerk sportlich ausgelegt, doch gleichzeitig kommen die Komfortwerte nicht zu kurz, so dass sich der MG auch für die lange Ausfahrt eignet, zumal das flache Gepäckabteil im Heck ausreichend Platz für die Reise bietet.

Die Preisliste für den Cyberster beginnt bei 64.990 Euro für die Version mit Heckantrieb. Der Cyberster X Power mit Allradantrieb startet ab 69.990 Euro. 

Daten MG Cyberster X Power

Länge x Breite x Höhe (m): 4,35 x 1,91 x 1,32
Radstand (m): 2,69
Antrieb: Elektroantrieb
Leistung: 375 kW / 510 PS
Max. Drehmoment: 725 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 3,2 Sek.
Elektr. Reichweite: 443 km (WLTP)
WLTP-Durchschnittsverbrauch:19,1 kWh
Leergewicht / Zuladung: min. 2060 / max. 150 kg
Preis: 69.990 Euro

(Quelle: Walther Wuttke, cen)

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