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20. September 2023

VW Tiguan III: Der Fasan, der goldene Eier legt

„Goldfasan“ hieß der erste Prototyp eines kompakten SUV, mit dem Volkswagen Anfang der 2000er-Jahre Testfahren unternahm. Der auffällig lackierte Wagen begründete tatsächlich eine goldenen Ära für VW und das Werk in Wolfsburg. Seit 2007 wurden 7,5 Millionen Tiguan gebaut, wie das Serienmodell dann hieß. Die meisten davon liefen am Mittellandkanal vom Band. Jetzt wurde in der Autostadt die dritte Generation vorgestellt, vermutlich die letzte mit Verbrennungsmotor. Da will VW nochmal zeigen, was man kann.

Herausgekommen ist ein eher konventionelles Auto – das genau deshalb das Zeug dazu hat, die Erfolgsgeschichte der beiden Vorgänger fortzuschreiben. In Deutschland ist der Tiguan seit 16 Jahren eines der beliebtesten Autos und die Nummer eins im SUV-Segment. Aber auch Besteller müssen mit der Zeit gehen. Deshalb spendierten ihm die Entwickler einen leistungsstärkeren teilelektrischen Antrieb.

Als Plug-in-Hybrid fährt der neue Tiguan bis zu 100 Kilometer rein elektrisch, bevor ein 1,5-Liter-TSI-Motor einspringt. Damit das möglichst selten der Fall ist, lässt sich der Tiguan dreiphasig mit bis zu 50 kW laden. Die 19 kWh große Batterie ist also in knapp einer halben Stunde wieder voll. Das können nur weniger PHEV. Da 95 Prozent aller Fahrten rein statistisch gesehen kürzer als 50 Kilometer sind, muss der Benziner also nur selten einspringen. Und wenn, kommt der Tiguan e-Hybrid auf eine Gesamtreichweite von 1000 Kilometern. Um auf solchen Langstrecken entspannt zu bleiben, gibt es erstmals Massagesitze im Tiguan.

Auch wenn das Segment der Teilzeitstromer in Deutschland nicht mehr so beliebt ist, hält VW daran fest: „In China wächst das Plug-in-Segment rasant“, sagt Markenchef Thomas Schäfer. Auch in Deutschland wird der Antrieb als Alternative zum Diesel gehen. Firmenwagenfahrer schätzen ihn wegen der halbierten Dienstwagensteuer, die es auch nach dem Wegfall der Kaufprämie nach wie vor gibt.

Deshalb wird der Tiguan der dritten Generation gleich mit zwei Plug-in-Motorisierungen angeboten, mit 204 (150 kW) und 272 PS (200 kW). Mit kleinerer Batterie und ohne Lademöglichkeit gehen die Mildhybride an den Start: 130 PS (96 kW) und 150 PS liefert der 1.5 e-TSI, unterstützt von einem 48-Volt-Elektromotor. Zwei weitere Benziner mit zwei Litern Hubraum und 204 PS oder 265 PS (195 PS) sind ebenfalls im Angebot.

Die nach wie vor beliebten Diesel liefert VW auch im Tiguan III: 150 PS und 193 PS (142 kW) leisten die Selbstzünder. „Der Diesel ist in diesem Segment noch immer gefragt“, sagt Thomas Schäfer. Alle Motoren sind bereits für die neue, strengere Abgasnorm Euro 7 vorbereitet. Allradantrieb gibt es nur bei den beiden großen Benziner und dem stärksten Diesel.

Der Tiguan wurde nach dem Motto „keine Experimente“ gestylt. Auffällig sind die 19 und 20 Zoll großen Räder und der Kühlergrill, der tief in der Frontschürze sitzt. Das Erfolgsmodell ist um nur drei Zentimeter auf 4,54 Meter gewachsen. Der Kofferraum bietet nun stattliche 652 Liter Stauraum. Beim Plug-in-Hybrid braucht die Batterie ein Viertel davon. Bis zu 2,3 Tonnen Anhängelast können an den Haken genommen werden.

Beim Infotainment hat Volkswagen auf seine Kunden gehört und darauf verzichtet, alle Funktionen in Menüs des großen Touchscreen zu verstecken. Zwischen den Sitzen befindet sich ein Drehregler, hier „Fahrerlebnisschalter“ genannt. Hier kann man nicht nur die Lautstärke regeln, sondern auch Fahrmodi oder Musikprogramme wählen. Das Doppelkupplungsgetriebe DSG wird – wie bei den ID-Baureihen – nun über einen Lenkstockhebel bedient.

Da der preiswerte Handschalter nicht mehr angeboten wird, wird die 130-PS-Variante wohl um die 36.600 Euro kosten. Das Spitzenmodell soll bei 57.000 Euro liegen. Somit könnte auch der letzte konventionelle Tiguan für VW zum Goldfasan werden.

(Quelle: Guido Reinking, cen)

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