29. November 2022
Vorstellung Nissan Qashqai / X-Trail e-Power: Elektriker mit Verbrenner
Viele Autofahrer sind im Grunde bereit für die E-Mobilität aber können oder wollen aus verschiedenen Gründen vorerst keine Allianz mit dem Elektroauto eingehen. Das liegt zum Teil daran, dass sie keine Garage oder Hofeinfahrt haben, in der eine Wallbox installiert werden könnte. Oder in ihrem städtischen Umfeld gib es keine oder zumindest nicht genügend Lademöglichkeiten. Nissan will diese Kundengruppe nun behutsam ans Thema heranführen und mit einer Brückentechnologie das Entstehen einer vernünftigen Ladeinfrastruktur abwarten. E-Power heißt das technische Konzept, das nun im Quashqai und im X-Trail auf die Reise geht.
Das Prinzip ist einfach. An Bord ist ein 1,5-Liter-Turbobenziner mit drei Zylindern und variablem Hubraum zwischen 1477 und 1497 Kubikzentimetern. Er dient aussschließlich als Generator, um den elektrischen Fahrmotor und eine kleine Batterie als Zwischenspeicher mit Energie zu versorgen. Diese Idee gab es bereits bei Opel, sie wurde im Ampera umgesetzt. Dank des variablen Hubraums kann sich der Verbrennungsmotor hier jedoch stets an die jeweiligen Leistungsanforderungen anpassen und mit optimalem Wirkungsgrad arbeiten. Das senkt den Treibstoffverbrauch im Vergleich zu einem konventionellen Hybridantrieb deutlich, statt 7,1 bis 7,6 Litern kommt der frontgetriebene X-Trail mit 5,8 bis 6,2 Litern 100 Kilometer weit. Der Tankinhalt ist so für beinahe 1000 Kilometer Reichweite gut.
Der Elektromotor leistet im X-Trail 140 kW (204 PS) und gibt 330 Newtonmeter Drehmoment ab, der Benziner bringt es auf 158 PS (116 kW) und 250 Nm Drehmomentspitze. 170 km/h Höchstgeschwindigkeit sind möglich, für den Standardsprint braucht der Nissan acht Sekunden. Noch kräftiger ist der X-Trail mit Allradantrieb, da hier eine zweite E-Maschine mit einer Leistung von 100 kW (136 PS) an der Hinterachse eingebaut wird und für zusätzlichen Vortrieb sorgt. Als Systemleistung gibt der Hersteller 157 kW (214 PS) an, die „e-4orce“ genannte Allradversion ist maximal 180 km/h schnell und spurtet in sieben Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h.
Beim Qashqai ist der Antrieb geringfügig schwächer, der Elektromotor liefert 140 kW (190 PS) und 330 Nm Drehmomentmaximum. Er erreicht 170 km/h als Spitzentempo und braucht 7,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h. 5,4 Liter genügen ihm für die 100-Kilometer-Strecke. Sein Tankvolumen entspricht dem des X-Trail, im Idealfall kommt er daher weiter als 1000 Kilometer.
Fahren lassen sich beide Versionen angenehm und ruckfrei. Nur an das kernige Laufgeräusch des Verbrennungsmotors, der beinahe unabhängig vom Tempo seine Drehzahl beibehält, muss man sich gewöhnen. Dafür entschädigt die E-Pedal-Stellung, bei der das Fahrzeug beim Zurücknehmen des Fahrpedals mit einer Verzögerung von 0,2 G abbremst. Da dies ein hoher Wert ist, leuchten in diesem Fall auch die Bremsleuchten am Heck auf. Rein elektrisches Fahren gelingt nur über sehr kurze Abschnitt, die Batterie mit nur wenig mehr als einem kWh Volumen hält Energie für gerade mal zwei, drei Straßenzüge bereit. Eine Möglichkeit zum externen Nachladen ist nicht vorgesehen.
Wer schwere Lasten ziehen will, kommt mit dem e-Power-System nicht weit. Beide Varianten dürfen maximal 670 oder 750 Kilogramm anhängen. Deutlich mehr schafft der e-4orce-Allradantrieb, er darf in der fünfsitzigen Ausführung 1800, im Siebensitzer immer noch 1650 Kilogramm schleppen.
Die Nissan-Händler zeigen sich nach Angaben des Importeurs erfreut über die neuen Modelle. Denn anders als beim reinen Elektroauto sind die Wartungskosten aufgrund des Verbrennungsmotors deutlich höher. Das wird sich jedoch auf absehbare Zeit ändern. Schon 2026 will die Marke in Deutschland 75 Prozent Anteil bei reiner Elektromobilität erreichen, 2030 sollen dann ausschließlich Stromer verkauft werden. Nissan bereitet hierzu zwei neue Baureihen vor, eine Crossover-Version und einen kompakten Elektriker.
(Quelle: Auto-Medienportal ampnet)