24. Dezember 2021
Praxistest Toyota Proace City Verso: Ein Freund der Familie
Wenn es um neue Segmente geht, schwingen sich die Marketingexperten der Automobilindustrie zu mitunter abenteuerlichen verbalen Schöpfungen auf. So werden zum Beispiel aus höher gesetzten Kombis sportliche Mehrzweckfahrzeuge, die als SUV den Markt erobern und die Klimafreunde in die Verzweiflung treiben. Doch bei den vor allem bei Familien beliebten Hochdachkombis – ja die heißen wirklich so – versagt die Fantasie. Dabei wäre es leicht, eine modernere Einordnung zu finden.
Zum Beispiel „Family Utility Vehicle“. „FUV“ könnte auch für „Fun Utility Vehicle“ stehen. Das klingt nicht nur besser, es beschreibt auch die Aufgaben der praktischen Familientransporter und Freizeitmobile wesentlich treffender. Denn in der Tat erledigen diese Modelle durchaus Aufgaben von Nutzfahrzeugen, wenn die Freizeitausrüstung von A nach B transportiert werden muss, oder sich die Großfamilie zum Verwandtentreffen aufmacht. Reden wir also von jetzt an von „Familiy Utility Vehicles“ und schicken das wenig sexy klingende Hochdachkombi in die verbale Garage.
Der Toyota Proace City Verso ist das Ergebnis der Zusammenarbeit mit dem früheren PSA-Konzern, wo das Modell als Peugeot Rifter, Citroën Berlingo oder Opel Combo unterwegs ist. Um sich von den Nutzfahrzeugversionen abzuheben, trägt der Toyota Proace City den Zusatz Verso, was durchaus programmatisch zu verstehen ist. Denn vielseitig ist das FUV auf jeden Fall und entwickelt sich im Alltag zu einer Art mobilen Schweizer Messer.
Die Karosserie wurde mit Ausnahme der Frontpartie von den Schwestermodellen übernommen. Der Innenraum orientiert sich allerdings an den Personenwagen der Marke und ist angenehm übersichtlich gestaltet. Lediglich die Materialien erinnern an die Welt der Nutzfahrzeuge. Harter, aber leicht zu reinigender und sauber verarbeiteter Hartkunststoff dominiert. Die Bedienelemente sind ergonomisch sinnvoll und übersichtlich angeordnet, und auch der hoch platzierte Schalthebel für das problemlos schaltende Sechs-Gang-Getriebe liegt gut in der Hand. Die Bedienung stellt den Familien-Taxipiloten also nicht vor Probleme, sondern ist intuitiv und problemlos.
Das FUV kann zwar seine Herkunft aus dem Nutzfahrzeugbereich vor allem bei der Geräuschdämmung nicht vollkommen verstecken, lässt sich aber wie ein Personenwagen bewegen und zeigt dabei auch gute Komforteigenschaften. Bei der Fahrwerkabstimmung ist den Entwicklern ein guter Kompromiss aus Dämpfung und Federung gelungen – kein Wunder angesichts des „französischen Ursprungs“. Dabei ist das Kapitel Fahrdynamik naturgemäß nicht die Stärke des Familienfreunds, so dass sich angesichts der ausgeprägten Seitenneigung hohe Kurvengeschwindigkeiten von vornherein ausschließen. Doch dafür ist der Familientransporter auch nicht entwickelt worden. Da zählen andere Werte: Zum Beispiel die großzügigen Platzverhältnisse und die opulente Kopffreiheit (hier zahlt sich der Begriff Hochdachkombi aus) und die zahlreichen Ablagemöglichkeiten, die von den Nutzfahrzeugversionen übernommen wurden. Und im Gepäckabteil ist Platz für die Freizeitgerätschaften.
Der 1,2-Liter-Dreizylinder aus dem französischen Regal mit seinen 110 PS ist ausreichend stark, um auch längere Urlaubsfahrten mit der Familie entspannt zu absolvieren. Zwar benötigt der Proace City Verso stramme 13 Sekunden bis aus dem Stand 100 km/h erreicht sind, und bei 174 km/h ist der Vortrieb beendet. Doch das sind Werte, die in dieser Fahrzeuggattung wenig Bedeutung haben. Bis Tempo 130 km/h halten sich die Windgeräusche in einem angenehmen Rahmen, danach wird es lauter, was der stämmigen Karosserie geschuldet ist. Irgendwie kommt dann das Thema Hochdach, akustisch wenigstens, wieder ins Spiel.
In der Stadt machen sich die großzügigen Abmessungen nicht unbedingt positiv bemerkbar. Die Breite von 2,11 Metern (mit Spiegeln) schränkt die Handlichkeit ein, und beim Rangieren ist die optionale Rückfahrkamera eine unverzichtbare Hilfe. Dank der hohen Sitzposition ist das Verkehrsgeschehen allerdings sehr übersichtlich – hier zeigt sich das Hochdach-Konzept von seiner positiven Seite. Bereits in der Basisversion ist der Proace City Verso gut ausgestattet und besitzt zudem alle wichtigen Sicherheitsausrüstungen wie ein Notbremssystem mit Fußgängererkennung, Spurhalteassistent und eine Verkehrszeichenerkennung. Empfehlenswert ist auf jeden Fall die 180-Grad-Kamera, um die Übersichtlichkeit zu verbessern. Die Preisliste beginnt bei überschaubaren 21.160 Euro.
Daten Toyota Proace City Verso
Länge x Breite x Höhe (m): 4,40 x 1,85 x 1,80
Radstand (m): 2,60
Antrieb: R3-Benziner, 1199 ccm, 6 Gänge
Gesamtleistung/Leistung: 81kW / 110 PS bei 5500 U/min
Max. Drehmoment: 205 Nm bei 1750 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 174 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 13,0 Sek.
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 6,4 Liter
CO2-Emissionen: 145 g/km
Leergewicht / Zuladung: min. 1366 kg / max. 684 kg
Preis: 21.160 Euro
(Quelle: Auto-Medienportal ampnet)