08. August 2023
Praxistest Mercedes GLC 300 e: Leisetreter mit Langstreckenqualitäten
Zwischen null und 100 km/h vergehen 6,7 Sekunden. 130 Kilometer elektrische Reichweite verspricht Mercedes: Eine angepasste Fahrweise vorausgesetzt lässt sich das Schwergewicht (2,3 Tonnen) durchaus gut 100 Kilometer weit mit Strom bewegen. Das ist ein sehr guter Wert für einen Plug-in-Hybrid und ermöglicht im Alltag eine weitgehend CO2-freie Mobilität, denn so ganz ohne fossiles Zwischenspiel läuft es in der Praxis natürlich meistens nicht. Die Batterie ist an einer 60 kW leistenden Ladesäule in einer halben Stunde wieder aufgeladen. Ist die Leistung des 31.2 kWh starken Energiespeichers aufgebraucht, rollt der GLC 300 e als Hybrid weiter.
Die unter Laborbedingungen berechneten Werte eignen sich in der Praxis dennoch höchstens als schmückendes Beiwerk im Verkaufskatalog. Die versprochenen 0,5 Liter sind weit von der Realität auf der Straße entfernt. In der Hybrid-Kombination mit kurzen Auftritten des Verbrennungsmotors meldet der Bordcomputer einen Verbrauch von zwei bis drei Litern. Übernimmt der Verbrenner die Hauptrolle, schlägt die Physik erbarmungslos zu, und schnell sind zweistellige Werte erreicht. Immerhin muss der 2,0-Liter-Vierzylinder mehr als zwei Tonnen bewegen. Am Ende der Testrunde durch Stadt, über Landstraßen und Autobahn kam so ein Verbrauch von neun Litern zusammen.
Einmal in Fahrt zeigt sich der GLC 300 e 4-Matic aber von seiner souveränen Seite. Die Kombination von Elektro- und Verbrennungsmotor arbeitet unauffällig, und auch die Geräuschkulisse ist dezent. Natürlich ist das schwere SUV kein Sportgerät, und die zusätzlichen 400 Kilogramm des Elektroantriebs machen sich durchaus bemerkbar. Das zeigt sich beim Ansprechverhalten des Motors, und auch bei Kurvenfahrten entwickelt der 2,3-Tonner einen leichten Drang nach außen. Längere Bodenwellen machen sich ebenfalls bemerkbar. Allerdings bleibt der Mercedes stets gut beherrschbar, die präzise Lenkung und das für eine komfortable Fortbewegung ausgelegte Fahrwerk sowie die nahtlos die Kraft übertragende Neun-Gang-Automatik tragen zum angenehmen Fahrerlebnis bei.
Dass die Aerodynamiker des Hauses sehr gute Arbeit geleistet haben, zeigt sich an der dezenten akustischen Belästigung. Erst jenseits der 150-km/h-Marke machen sich Windgeräusche bemerkbar, ohne dabei störend zu werden. Dank der komfortablen und guten Seitenhalt bietenden Sitze ist der GLC 300 e 4-Matic zudem ein angenehmer Partner bei Langstreckenfahrten. Trotz seiner Abmessungen zeigt er sich als wendiger Vertreter seiner Gattung – vor allem wenn die optionale Hinterachslenkung geordert wird.
Der Fahrer blickt auf ein Cockpit, das von einem zu ihm geneigten Zentraldisplay dominiert wird. Analog orientierte Zeitgenossen werden den Verlust von Tasten für die wichtigsten Funktionen bedauern – über den zentralen Bildschirm und das Hauptmenü werden Dinge wie Klimatisierung und Navigation gesteuert. Gut, dass die Sprachsteuerung über die Anrede „Hey Mercedes“ zumeist tadellos funktioniert, und auf Zuruf Radiosender einstellt oder die Sitzheizung startet. So lässt sich auch die Ambientebeleuchtung den individuellen Wünschen entsprechend regeln. 64 Farbvariationen stehen bereit. Das mag als Spielerei wirken, während der feine Head-up-Display eine die Konzentration auf die Straße fördernde Wirkung entfaltet und die wichtigsten Informationen ohne Zeitverlust liefert.
Daten Mercedes-Benz GLC 300 e 4-Matic
Länge x Breite x Höhe (m): 4,72 x 1,89 x 1,64
Radstand (m): 2,89
Antrieb: R4-Benziner, 1999 ccm, 100-kW-E-Motor, AWD, 9-Gang-Aut.
Systemleistung: 230 kW / 313 PS
Max. Drehmoment: 550 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 218 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 6,7 Sek.
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 0,5–0,6 Liter
Batteriekapazität: 31,2 kWh
Elektr. Normreichweite: 130 km
CO2-Emissionen: 12–15 g/km
Leergewicht / Zuladung: min. 2355 kg / max. 535 kg
Kofferraumvolumen: 620–1680 Liter
Max. Anhängelast: 2500 kg
Basispreis: 73.649 Euro
(Quelle: Walther Wuttke, cen)