16. Februar 2022
Praxistest Genesis G70 Shooting Brake: Gelungene Mischung
Keine Angst, geschossen wird hier nicht, auch wenn die Bezeichnung „Shooting Brake“ durchaus martialisch klingt. Das war früher anders, als britische Adelige mit dem Shooting Brake zur Jagd aufbrachen und ihre Utensilien im Heck lagerten. Heute ist diese Karosserieform eine Mischung aus Kombi und Coupé und soll dynamisches Design mit praktischen Werten kombinieren. Jüngstes Mitglied in diesem überschaubaren Segment ist der G70 Shooting Brake der Premiummarke Genesis des Hyundai-Konzerns, der sich der etablierten deutschen Konkurrenz stellt.
Das Modell, zunächst ausschließlich für Europa entwickelt und inzwischen auf Welttournee, ist bereits das fünfte Modell der Marke und kommt unter anderem auch mit einem Diesel zu den Kunden.
Der G70 Shooting Brake ist, das zeigt schon die flache und coupéhafte Dachlinie, die mit einer Höhe von 1,40 Meter den Mercedes CLA um vier Zentimeter unterbietet, ist weniger für den Transport von profanen Dingen wie Umzugskisten entwickelt worden, sondern begrüßt in seinem flachen Frachtraum eher Golfbags. Immerhin erreicht das Nutzabteil unter dem geschickt in die Karosserielinie integrierten Heckspoiler eine Kapazität von 403 bis 1535 Litern, so dass auch sperrigere Dinge wie Poloschläger nebst Sattel ausreichend Platz finden.
Das Abteil für die Passagiere wurde von den Genesis-Kreativen mit hochwertigen Materialien ausgestattet, die hervorragend verarbeitet ein Premiumambiente erzeugen. Die belüft- und beheizbaren Ledersitze vorne lassen sich den individuellen Wünschen von Pilot und Passagier einstellen und bieten einen guten Seitenhalt. Großgewachsene Mitfahrer im Fond müssen sich, Preis des dynamischen Designs, mit einer eingeschränkten Kopffreiheit begnügen, doch dafür sind auch dort die Sitze beheizbar. Das optionale Audiosystem von Lexicon mit 15 Lautsprechern liefert seinen unterhaltenden Beitrag zur Premiummobilität.
Vor dem Menschen hinter dem Lenkrad breitet sich eine aufgeräumte Befehlszentrale aus, die alle aktuellen Anforderungen an eine vollständige Konnektivität erfüllt. Die gelungene Mischung aus berührungsempfindlichem Bildschirm und Tasten ermöglichen eine intuitive Bedienung. Das Head-up-Display aus dem Technik-Paket hilft zudem bei der Konzentration auf den Verkehr. Der gewählten Fahreinstellung entsprechend verändert sich die Hintergrundfarbe der Anzeigen (Eco, sparsam, aber irgendwie langweilig; Comfort, hält, was es verspricht; Sport, dynamische Fortbewegung und Sport plus, darf‘s ein bisschen mehr sein). Über die Infotainmentzentrale lassen sich Informationen wie Wettervorhersagen, aktuelle Treibstoffpreise oder Parkmöglichkeiten abrufen. Das funktioniert alles bestens, doch so schön wie diese Details auch sein mögen, entscheidend bleibt am Ende die Frage, wie sich der G70 Shooting Brake fährt.
Und da ist dann der Diesel erste Wahl. Der 200 PS starke Vierzylinder kommt mit dem 1,8-Tonner bestens zurecht und zeigt vor allem in der Einstellung Sport, dass sich die Abstimmungsfahrten in Deutschland – unter anderem natürlich auch auf der unvermeidbaren Nürburgring-Nordschleife – gelohnt haben. Allein in der Eifel legten die Testfahrer mehr als 10.000 Kilometer zurück. Das Fahrwerk – vorne McPherson, hinten Mehrlenkerachse – ist ein gelungener Kompromiss aus Dämpfung und Federung und lässt sich nur schwer aus der Ruhe bringen.
Der G70 Shooting Brake ist kein Sportler, zeigt aber, wenn gefordert, dynamische Eigenschaften, die dem Benziner fehlen. Das satte Drehmoment von 440 Newtonmetern entfaltet seine Eigenschaften bereits bei 1750 Umdrehungen, so dass der Shooting Brake stets mit ausreichend Leistung unterwegs ist. Für den kleinen Spurt zwischendurch reicht der Wechsel ins Sportprogramm, um die notwendige zusätzliche Dynamik zu aktivieren. Dann schmiegen sich die Sitzwangen automatisch um den Körper des Lenkenden und erhöhen den auch sonst guten Seitenhalt.
Dabei bleibt der jüngste Genesis stets komfortabel. Dank der (optionalen) elektronisch geregelten Stoßdämpfer kommen auch Freunde eines sportlichen Handlings auf ihre Kosten, ohne auf Komfort zu verzichten. Die präzise Lenkung arbeitet tadellos, und die Acht-Gang-Automatik stellt unaufgeregt die jeweils passende Untersetzung bereit. Allerdings suchen sich dann statt der versprochenen knapp sieben Liter 8,6 Liter Diesel den Weg in die Brennräume.
In der Abteilung Sicherheit kommt der G70 Shooting Brake unter anderem mit einem Autobahnassistenten, der den Sicherheitsabstand zum vorausfahrenden Fahrzeug hält, einer adaptiven Geschwindigkeitsregelung, Frontkollisionswarner und einem intelligenten Geschwindigkeitsregelassistenten, der die jeweils geltende Temporegelung einhält, zu den Kunden. Neu ist der in Korea entwickelte Mittelairbag vorne zwischen den Sitzen, mit dem verhindert werden soll, dass die vorderen Insassen miteinander kollidieren.
Die Preisliste für den Genesis G70 Shooting Brake beginnt bei 40.300 Euro für den Benziner mit 2,2 Liter Hubraum und Heckantrieb. Die Diesel-Variante in der Ausführung Sport mit Heckantrieb kostet mindestens 46.910 Euro. Ein Fünf-Jahres-Service-Paket, in dem alle planmäßigen Wartungsarbeiten enthalten sind, gehört zum Angebot.
Daten Genesis G70 Shooting Brake 2.2 Sport
Länge x Breite x Höhe (m): 4,68 x 1,85 x 1,40
Radstand (m): 2,83
Antrieb: R4-Diesel, 2199 ccm, Heckantrieb, 8-Gang-Automatik
Leistung: 147 kW / 200 PS bei 3800 U/min
Max. Drehmoment: 440 Nm bei 1750–2750 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 225 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 5,8 Sek.
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 6,8–6,9 Liter
Effizienzklasse: k.A.
CO2-Emissionen: 177–182 g/km (WLTP)
Leergewicht / Zuladung: min. 1810 kg / max. 465 kg
Kofferraumvolumen: 403–1535 Liter
Preis: 46.910 Euro
(Quelle: Auto-Medienportal ampnet)