Fahrbericht Hyundai Kona: Aus eins mach drei

Damit, so verkündet der Hersteller, entferne sich der Kona klar von typischen SUV-Proportionen, und er weise wegen des „EV-First“-Ansatzes ein besonders luftiges und großzügiges Interieur auf. Das mag so sein, beweist aber vor allem, dass sich diese Eigenschaften auch mit einem im Vergleich zum Elektroantrieb deutlich leichteren und günstigeren Verbrennungsmotor realisieren lassen. Klar ist: Der Kona ist spürbar gewachsen. Und dieser Schritt ist nachvollziehbar, denn er dient vielen Kunden als Erstwagen und Familientransporter. Er wirkt futuristisch, mit schlanken Leuchten und dem neuen Hyundai-Gesicht, aber gleichzeitig verspielter als die streng geometrisch gezeichneten Ioniq-Modelle.

Zwei Batterien gibt es, mit 48,4 kWh bzw. 65,4 kWh Ladekapazität. Mit dem größeren Akku erreicht der Kona Elektro bis zu 514 Kilometer WLTP-Reichweite, geladen werden kann mit bis zu 400 Volt. Die Ioniq-Modelle verfügen über eine 800-Volt-Architektur, aber der Kona ist schließlich nicht als Klon dieser Typen gedacht, sondern hat ein anderes Anforderungsprofil.

Die kleine Batterie ist an einen 115 kW (155 PS) starken Elektromotor gekoppelt, der 255 Newtonmeter auf die Vorderräder wuchtet. Wird die größere Batterie spezifiziert, leistet der Motor immerhin 160 kW (218 PS) bei gleichem Drehmoment. Das kostet 5200 Euro Aufpreis, enthält aber bereits das ansonsten 2200 Euro teure „Trend“-Paket, das voller nützlicher Funktionen steckt, die nicht nur den Komfort, sondern auch die Effizienz steigern. Wir sind nur die 218-PS-Version gefahren, die wir klar empfehlen. Denn damit steigt nicht nur die Reichweite um ordentliche 137 Kilometer, die Spitze klettert zudem von 162 km/h auf 172 km/h, und der Standardsprint von 0 auf 100 km/h dauert statt 8,8 Sekunden nur 7,8 Sekunden. Nicht ganz unwichtig: Auch die Anhängelast wächst deutlich, nämlich von ganzen 300 auf immerhin 750 Kilogramm.

Auch wenn er den Crossover-Look pflegt: Der Kona Elektro ist nur mit Frontantrieb lieferbar. 15 Zentimeter Bodenfreiheit sorgen immerhin dafür, dass er auch in leichtem Gelände gut vorankommt. Und während das Vorgängermodell beim Beschleunigen bisweilen haltlos mit den Vorderreifen scharrte, greifen Traktions- und Stabilitätskontrolle jetzt deutlich präziser ein. Der E-Motor arbeitet so leise, dass sich der Kona Elektro nahezu lautlos fortbewegt. Die komfortable Federung macht Lust auf lange Reisen, sportliche Ambitionen sind dem Kona hingegen eher fremd.

Im Interieur des neuen Kona werden sich Hyundai-Fahrer auf Anhieb zurechtfinden: Die Bedienung ist logisch und einfach – mit wenigen Ausnahmen: Es wäre schön, wenn sich die unvermeidlichen Assistenzsysteme, insbesondere der Spurhalteassistent und die Tempowarnung, ein wenig einfacher und schneller deaktivieren ließen. Und eigentlich würde es diesem Auto gut anstehen, wenn es futuristischere Darstellungsoptionen für die Instrumentierung gäbe – wie etwa beim Tucson. Ansonsten ist der Kona vor allem praktisch, mit vielfachen Ablagemöglichkeiten und allem, was das Autofahren so einfach und stressfrei wie möglich macht.

Billig ist der Spaß allerdings nicht. Schon mit der kleinen Batterie kostet der Kona Elektro stolze 41.990 Euro, mit großer Batterie sind es mindestens 47.190 Euro. Klar, er ist – wie seinerzeit das Vorgängermodell – richtig gut gemacht. Aber bei diesen Preisen wird sich der eine oder andere Kunde überlegen, ob er nicht gleich zum Ioniq 5 aufsteigt – oder sich vielleicht doch mit einem klassischen Verbrennungsmotor begnügt. Denn dann gibt es den neuen Kona schon ab 26.900 Euro. 

Daten Hyundai Kona Elektro

Länge x Breite x Höhe (m): 4,36 x 1,83 x 1,58
Radstand (m): 2,66
Antrieb: E-Motor, FWD
Leistung: 160 kW / 218 PS
Max. Drehmoment: 255 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 172 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 7,8 Sek.
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 14,7 kWh
Batteriekapazität: 65,4 kWh
WLTP-Reichweite: 514 km
Kofferraumvolumen: 466–1300 Liter
Max. Anhängelast: 750 kg
Leergewicht / Zuladung: 1773 kg / 447 kg
Preis: 47.190 Euro