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9. Oktober 2023

Fahrbericht Hyundai Kona: Aus eins mach drei

Seit seinem Debüt in 2017 hat sich der Kona schnell zum erfolgreichsten Modell im deutschen Hyundai-Programm gemausert. Ab Mitte 2020 führte sogar die Elektroversion die interne Zulassungsstatistik an. Da kommt es nun sehr gelegen, dass die zweite Generation des Crossover-SUV, die ab sofort beim Händler steht, erstmals von Grund auf als Elektroauto entwickelt wurde, auf die dann die Verbrenner-Varianten folgten. „Die modulare Plattform ermöglicht eine beispiellose Antriebsvielfalt“, sagt Hyundai-Geschäftsführer Jürgen Keller. Heraus gekommen ist ein futuristisch gezeichnetes SUV, das sowohl rein elektrisch, als Vollhybrid oder allein mit Turbobenzinmotor überzeugen kann.

Letzteren gibt es in zwei Leistungsstufen, als 1-Liter-Dreizylinder mit 110 PS (88 kW) und 6-Gang-Schalter oder 7-Gang-DCT-Doppelkupplung sowie als 1,6-Liter-Vierzylinder mit 198 PS (146 kW) und 7-Gang-DCT, jeweils mit Front- oder Allradantrieb. Der stärkere der beiden ist eine laufruhiger Geselle, der bei Bedarf die automobilen Herausforderungen des Alltags mühelos meistert, sei es mit seinen 265 Nm Drehmoment ab 1600 Touren der spritzige Ampelstart oder das spontane Überholmanöver, der Sprint aus dem Stand in 7,8 Sekunden (Frontantrieb) auf Tempo 100 oder das durchzugsstarke Dahingleiten auf Überlandfahrten. Ein kurz gestuftes 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe findet dazu stets die passende Übersetzung. In Kombination mit Allradantrieb sorgt eine fahraktive Mehrlenker-Hinterradaufhängung im Zusammenspiel mit der zielgenauen Servolenkung für präzises Handling.

Allerdings rechnet Keller damit, dass nur 29 Prozent der Kona-Kunden für einen der beiden Verbrenner ordern werden. Den Löwenanteil mit 59 Prozent wird nach Ansicht des Hyundai Deutschland-Chefs wieder die Elektroversion reißen, die ebenfalls in zwei Leistungsstufen mit 115 kW (156 PS) und 160 kW (218 PS) sowie 48,4 kWh und 65,4 kWh Batteriekapazität ausgeliefert wird. Von denen wiederum werden ebenso viele Käufer zur großen Variante greifen, so die Erwartung.

Sicher nicht die schlechteste Wahl, zeigt der leistungsstärkste Antrieb doch all die Eigenschaften, für die Elektroautos gefeiert werden: Katapult-Antritt, ansatzlose Zwischenspurts, mühelos und nahezu geräuschloses Dahingleiten. Dabei liegt auch das Elektro-SUV mit 7,8 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h mit dem Top-Benziner gleichauf. Die Spitze erreicht der Stromer mit Tempo 172 km/h. Dazu verspricht Hyundai Reichweiten nach WLTP-Norm zwischen 454 und 514 Kilometern, im Stadt-Zyklus sollen auf 17-Zoll-Rädern sogar bis zu 683 Kilometer drin sein. Das wird noch auf einer längeren Testfahrt zu überprüfen sein. Doch selbst, wenn die Realität die üblichen 100 Kilometer abzieht, scheint es immer noch ein guter Wert.

Dagegen patzt die Elektroversion ausgerechnet in der Disziplin, die bei den Ioniq-Markenbrüdern immer wieder für Erstaunen und Zufriedenheit sorgt: der ultraschnellen Ladeleistung dank 800-Volt-Bordnetz. Der Kona fährt auch in zweiter Generation nur mit herkömmlichen 400-Volt-Architektur und lädt deshalb im besten Falle nur mit 104 kW mindestens 41 Minuten lang, um von 10 auf 80 Prozent zu kommen. An einer 11-kW-Wallbox dauert es geschlagene 6 Stunden und 25 Minuten für eine volle Ladung.
Immerhin gibt es nun eine Batterie-Vorkonditionierung, die sich ganz nach Bedarf auch manuell einschalten lässt. Und Frust über eine unberechenbare Ankunft erspart ein intelligenter EV-Routenplaner, der mit strategischen Ladestopps eine realistische Prognose zu Reisezeit und Ankunft am Zielort gibt.

Unabhängig vom Antrieb ist das Lifestyle-SUV aber vor allem „erwachsen geworden“, stellt Jürgen Keller fest. Mit 4,35 Meter in der Länge überragt es den Vorgänger gleich um mehr als 15 Zentimeter, was den Kona schon fast ins nächst höhere C-SUV-Segment verschiebt. Auch der Radstand streckt sich nun auf 2,66 Meter, worüber sich in erster Linie die Passagiere auf den Rücksitzen freuen dürfen, die deutlich mehr Beinfreiheit und Kopffreiheit genießen. Fürs Gepäck gibt es bei normaler Bestuhlung nun familien- und urlaubstaugliche 466 Liter Kofferraum, der sich durch Umklappen der Rücksitzlehnen sogar noch auf 1300 Liter Volumen erweitern lässt. Clever: Unter der Fronthaube des EV-Modells verbirgt sich ein so genannter „Frunk“, ein 27 Liter großes Staufach fürs Ladekabel oder kleinere Utensilien.

Was außerdem sofort ins Auge fällt, ist die glatte Haifischnase mit dem durchgehend schmalen LED-Leuchtband in Pixeloptik, die auch im unteren Frontgrill zu sehen ist und an den Van Staria sowie die Ioniq-Modelle erinnert. Das sieht nicht nur cool aus, sondern lässt den Kona auch besser durch den Wind schlüpfen – was bei einem Elektroauto immer auch zugleich mehr Reichweite bedeutet. Bei den Frontschürzen der Verbrenner-Versionen ist das Pixel-Dekor durch eine dreidimensionale Zierleiste ersetzt. Geschmacksache sind die scharfe, diagonale Falte in den Flanken sowie die dramatischen Einschnitte über den hinteren Radhäusern. Die rundliche Heckpartie schließlich greift mit dem umlaufend roten LED-Leuchtband und der Pixelgrafik in der Heckschürze das Styling der Front wieder auf.

Auch das Interieur gefällt durch schlichte Eleganz. Das freischwebend scheinende digitale Cockpit ist modern gestaltet und übersichtlich sortiert. So wie der Pixel-Look an Front und Heck erinnern auch die beiden zu einer Einheit integrierten 12,3-Zoll-Panoramadisplays für Instrumente und Infotainment an die Ioniq-Modelle. Daneben sorgen erfreulich viele analoge Tasten und Schalter für haptische Erlebnisse und intuitive Bedienung. Vor allem, weil der elektrische Gangwahlschalter hinters Lenkrad wanderte, erscheint die Mittelkonsole aufgeräumt und luftig.

Auf moderne Mobilität getrimmt zeigt sich der Kona bei der Konnektivität mit den Connected Car Services inklusive Bluelink, bei dem Informationen per Smartphone abgerufen und das Auto aus der Ferne ver- und entriegelt oder eine Zieladresse an das Navigationssystem gesendet werden können. Bei der Elektro-Version lassen sich auch Ladefortschritt und Reichweite abrufen, das Laden der Batterie starten und beenden sowie den Innenraum in der kalten Jahreszeit elektrisch vorheizen oder im Sommer kühlen. Auch der digitale Fahrzeugschlüssel, mit dem sich der Kona öffnen, schließen und starten lässt, funktioniert per Smartphone oder Smartwatch.

Noch eine Neuerung von den Ioniq-Modellen übernimmt der Kona Elektro auf Wunsch: das bidirektionale Laden, mit dem der gespeicherte Strom auch wieder an externe Geräte abgegeben werden kann. Entweder im Innenraum über eine 220-V-Standardsteckdose oder außen über einen V2L-Adapter. Damit wird das Elektro-SUV zur mobilen Powerbank für Laptops, E-Bikes oder der Grillparty-Kühlbox. Auch Parken auf Knopfdruck geht mit dem Kona Elektro dank Parkassistent mit Fernbedienung, der den Wagen vorwärts wie rückwärts in und aus der Parklücke rangiert. Beide Optionen sind in der Top-Ausstattung „Prime“ serienmäßig. Ebenso wie ein echtes Head-up-Display oder eine elektrische Heckklappe.

Doch auch die Verbrenner-Versionen fahren eine für das Segment üppige Komfortausstattung auf. Schon in der Basisversion zählen unter anderem ein Navigationssystem mit 12,25 Zoll-Touchscreen, Smartphone-Integration und Freisprecheinrichtung sowie Voll-LED-Scheinwerfer und Smart-Key-System mit Start-Stopp-Knopf zur Serie. Ab Kona Hybrid gesellen sich ab Werk noch eine 2-Zonen-Klimaautomatik, ein navigationsbasierter Temporegler sowie ein Autobahnassistent hinzu.

Apropos Assistenten: Ein ganze Schar der elektronischen Helferchen wacht über die serienmäßige Sicherheit – wenn auch nicht immer zum Wohlgefallen. Neben einem Notbremsassistenten inklusive Fußgänger- und Radfahrererkennung hält das SUV selbstständig die Fahrspur, unterstützt beim Einparken mit Rückfahrkamera, erkennt Tempolimits und nervt unaufmerksame Fahrer beständig mit Piepstönen, sobald sie auch nur einen Kilometer schneller sind. In der Topausführung Prime (oder optional) scannen die Systeme und Sensoren im 360-Grad-Rundumblick auch noch im Totwinkel, lugen an unübersichtlichen Ausfahrten oder Kreuzungen in den Querverkehr und warnen beim Ausstieg vor nahendem Verkehr.

Fahren wir an die Kasse. Den Einstieg machen die Benziner in der Basisausführung Select ab 26.900 Euro, der Vollhybrid startet ab 33.200 Euro. Für beide gibt es die drei darauf aufbauenden Ausstattungen Trend, N-Line und Prime. Der Kona Elektro ist nicht unter 41.990 Euro zu haben, plus 3000 Euro für die stärkere Version mit größerer Batterie. Es sei denn, man unterschreibt den Kauf- oder Leasingvertrag noch bis zum 31. Dezember. Dann garantiert Hyundai unabhängig vom Lieferdatum die noch in diesem Jahr geltende staatliche Förderung in voller Höhe von 4500 Euro. Im kommenden Jahr wird die weiter auf 3000 Euro abgesenkt. Für Jürgen Keller „ein falsches Signal“, das auch angesichts der allgemeinen Teuerung und finanziellen Belastungen „eine unglückliche Entwicklung für die Elektromobilität“ bedeutet. Der deutsche Importeur gewährt darüber hinaus für alle Kona Elektro acht Jahre Garantie auf Fahrzeug, Batterie und Mobilität, bei den Verbrenner-Versionen sind es fünf Jahre ohne Kilometerbegrenzung.

Daten Hyundai Kona Elektro 160 kW

Länge x Breite x Höhe (m): 4,35 x 1,83 x 1,58
Radstand (m): 2,66
Antrieb: E-Motor, FWD
Leistung: 160 kW / 218 PS
Max. Drehmoment: 255 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 172 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 7,8 Sek.
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 14,7 kWh
Batteriekapazität: 65,4 kWh
WLTP-Reichweite: 514 km
Kofferraumvolumen: 466–1300 Liter
Max. Anhängelast: 750 kg
Leergewicht / Zuladung: 1773 kg / 447 kg
Preis: ab 44.990 Euro

(Quelle: Frank Wald, cen)

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