10. Mai 2022
Fahrbericht Can-Am Spyder/ Ryker: Mehr als nur frische Farben für die flotten Dreier
Mut zur Farbe – das ist im Sommer meist eine gute Idee. Wie wäre es zum Beispiel mal mit einem feurigen „Viper Red“? Oder einem signalgrünen „Manta Green“? „Pinky Pineapple“ wäre auch noch im Angebot. Und damit hätten wir nur die knalligsten der neuen Lacktöne von Can-Am genannt. Der kanadische Hersteller BRP hat seine Dreiräder zum Saisonstart fein herausgeputzt. Neben frischen Farben gibt es bessere Federelemente für Ryker und F3, noch mehr Sitzkomfort für den luxuriösen RT und zehn PS mehr fürs Basismodell Spyder F3.
Fahrspaß wie ein Motorrad, Sicherheit und Komfort wie ein Auto, dazu leicht zu fahren und auffällig wie ein rosa Bentley, so könnte man die Erfolgsformel der Dreiräder zusammenfassen. Zum Fahren reichen in Deutschland und Österreich der Autoführerschein (Klasse B) und ein Mindestalter von 21 Jahren. Alternativ tut es auch Klasse A. Einstiegshürde, so gesehen: gering. Nachfrage: steigend, versichert BRP, wie üblich ohne genaue Zahlen zu nennen.
Dramatische Neuerungen gibt es zwar nicht zu vermelden, aber viel Feinschliff. Und den wissen die Fans der Marke durchaus zu würdigen. Die Community ist groß – und treu und fest der Dreirad-Philosophie ergeben. Fangen wir mit dem Spyder RT an, dem edlen Dickschiff der Kanadier. Das „ultimative Luxus-Reisefahrzeug“, wie Can-Am selbstbewusst wirbt. Trocken 464 Kilogramm schwer, präsent wie ein Linienbus mit Glitzerlack. Das 2021 vorgestellte Topmodell Sea-to-Sky (ab 33.251 Euro) kann ab sofort auch in dezentem „Mystery Blue“ geordert werden; neben olivgrün stehen damit jetzt zwei Farbvarianten zur Verfügung. Die Basis des Sondermodells, den RT Limited, gibt es künftig auch in Viper Red. Hingucker sind beide.
Eine neue Rückenlehne für den Fahrer erhöht auf Wunsch den Sitzkomfort. Viel Zeit zum Anlehnen bleibt allerdings nicht: Die teils engen, verwinkelten Straßen bei er Pressepräsentation auf den Spuren der Rally Monte-Carlo verlangen nach körperlichem Einsatz, will der RT Anschluss halten an seine leichteren Geschwister. In puncto Manövrierbarkeit und Spurtreue fällt er im Vergleich zu Spyder F3 und Ryker deutlich ab, sobald es zackiger zur Sache geht. Die Elektronik greift beim Schwergewichts-Spyder spürbar früher ein. Er ist halt ein Asphalt-Dampfer, keine Rennjacht. Aber egal: Gerade deshalb schwören viele Spyder-Fahrer auf den RT. Cruisen ist die Devise. Der Sozius lümmelt dabei mit beheizten Haltegriffen, breiter Rückenlehne und Sitzheizung auf dem Beifahrerthron und genießt die Aussicht.
Der Ryker ist der Frauenliebling
Fahrerinnen, die selbst zum Lenker greifen, bevorzugen den leichten Ryker: Jeder dritte Ryker wird laut BRP von einer Frau gefahren – das ist weit über Branchenschnitt. Auch die „Eroberungsquote“ beeindruckt: Die Mehrheit der Besitzer – mehr als 50 Prozent – sind Neueinsteiger in diesem Segment. Die Preise fürs dreirädrige Fahren an der frischen Luft starten jetzt bei 10.675 Euro. Los geht es mit dem Zweizylinder-Basismodell Rotax 600 ACE mit 50 PS (37 kW), darüber rangiert der Dreizylinder Rotax 900 ACE mit 82 PS (60 kW).
Die austauschbaren Verkleidungsteile des sportlichen Can-Am-Leichtgewichts (270 bis 303 Kilogramm je nach Modell) gibt es künftig unter anderem auch im klassischen Rennstreifenlook „Heritage White IV“. Der fahraktive Ryker Sport (ab 13.875 Euro) profitiert von einer verbesserten Federung: Hinten arbeitet jetzt ein Gasdruckstoßdämpfer mit Vorspanungseinstellung per Handdrehrad. Der neue Sport-Komfortsitz bietet angenehme Härte und guten Halt. Auf der MAX-Montagehalterung hinter dem Sitz lassen sich verschiedene Gepäcklösungen montieren und sogar ein Beifahrerpolster.
Auf der Straße lenkt sich der Ryker bekanntlich wie ein Gokart. Er geht äußerst zackig um die Kurven und bietet reichlich Fahrspaß. Das CVT-Getriebe muss man gleichwohl mögen: Es arbeitet tadellos, aber der hochtourige Sound nervt auf Dauer und längeren Strecken; die Sechs-Gang-Halbautomatik der F3- und RT-Modelle ist da schon deutlich souveräner. Rauf schaltet der Fahrer per Daumentaster links am Lenker, runter geht es automatisch oder wahlweise ebenfalls manuell. Rykers Revier ist eher der urbane Raum, nicht die Langstrecke. Großen Spaß macht der verbesserte Driftmodus des Ryker Rally (ab 15.875 Euro): Auf losem Untergrund erlaubt er locker-flockig kontrollierte Heckschwenks. Die serienmäßige Traktionskontrolle lässt sich hierbei mehr Zeit mit dem Eingreifen. Gleiches gilt für den Sport-Modus des Ryker Sport.
Spürbar verbessert hat BRP auch die Ergonomie des Rally: größerer Abstand zwischen Lenker, Sitz und Fußrasten, dazu mehr Bodenfreiheit – passt perfekt. Im vorderen Staufach kann mit einem gepolsterten, signalgelben Organizer für Ordnung gesorgt werden. Der grelle Kontrast erleichtert das Wiederfinden verstauter Kleinteile in der sonst plastikschwarzen Umgebung. Auf Wunsch sorgt ein Audiosystem für Musikbeschallung. Es soll bis 90 km/h funktionieren und umschließt das Instrumentendisplay.
Neu an Bord beim Ryker ist ein Tempomat. Er sitzt als separater Knopf links am Lenker und funktioniert recht simpel. Einmal tippen zum Einschalten, dann länger tippen zum Aktivieren des Wunschtempos, fertig. Starts an Steigungen erleichtert der bei allen Modellen serienmäßige Berganfahrassistent. Für Sicherheit sorgen neben der Traktions- auch die Stabilitätskontrolle und das obligatorische ABS.
Zehn PS mehr Leistung
Vorzeigesportler von Can-Am bleibt der F3-S (ab 24.551 Euro). Sein 115-PS-Dreizylinder (85 kW) kommt jetzt auch im Basismodell F3 zum Einsatz. Die neue „Eine Leistung für alle“-Losung beschert dem Einstiegs-F3 (ab 20.351 Euro) zehn PS mehr Power. Highlight des 2022er Line-ups ist die „Special Series“, die es neben „Manta Green“ auch in schwarz mit blauem Rahmen gibt. Beide fallen extrem auf im Straßenbild, selbst an der Supercar verwöhnten Côte d’Azur.
Einzelsitzabdeckung, neuer Frontgrill, Instrumentenspoiler für die fast 20 Zentimeter breite Digitalanzeige – die Special Series macht was her, auch in „Viper Red“ beim bekofferten F3 Limited Special Series (ab 30.751 Euro). Dank Windschild und seitlicher Verkleidung hält der Limited den teils erstaunlich kühlen Frühlingswind effektiv vom Fahrer fern. Nach den ersten 30, 40 Kilometern am Morgen fror der Kollege auf dem unverkleideten F3-S bitterlich. Dafür war er mit den neuen Gasdruckstoßdämpfern vorn fahrdynamisch ganz weit vorn. Sehr dynamisch lässt sich der F3-S damit durchs kurvige Terrain scheuchen – in puncto Fahrspaß ist er klar die Nummer eins bei Can-Am.
(Quelle: Auto-Medienportal ampnet)