29. November 2023
Dacia Duster: Der Höhenflug dürfte sich fortsetzen
Inzwischen schaufelt die einst ungeliebte Tochter mächtig Geld in die Konzernklasse; ohne Dacia stünde es schlecht um Renault. Aus dem ehedem hässlichen Entlein hat sich mittlerweile ein flotter Vogel entwickelt. Der neue Dacia Duster, der im kommenden Jahr auf den Markt kommt wird, soll dessen Höhenflug maßgeblich fortsetzen.
Seit April 2010 auf dem Markt, entwickelte sich der Duster zu einer Art Weltauto. Innerhalb der EU sowie in der Türkei, in Algerien und in Marokko bekennt er sich bis heute zu seiner rumänischen Herkunft, außerhalb Europas ist er auf zahlreichen Märkten weltweit als Renault Duster vertreten. Inzwischen rollen im Werk in Pitesti täglich rund 1000 Exemplare des SUV vom Band. Besonders stolz ist Dacia auf die mehr als 40 Auszeichnungen, die er bis heute eingeheimst hat und darauf, dass er im vorigen Jahr zum meistverkauften SUV im europäischen Privatmarkt über alle Segmente hinweg aufstieg.
Zwei Generationen wechselten sich bisher ab. Die erste war für den Zeitraum von 2010 bis 2018 zuständig, die zweite bis heute, wobei sie 2021 in einer überarbeiteten Version von ihr und im vergangenen Jahr in einer mit dem neuen Firmenlogo erschien.
Optisch hat die dritte Generation das Zeug dazu, an den Erfolg nahtlos anzuknüpfen, in der Praxis muss sie sich erst noch beweisen. Denn die Journalisten, die Dacia zum ersten Augenschein des Autos aus ganz Europa in Lissabon hatte einfliegen lassen, durften ihn ansehen, anfassen und in ihm Platz nehmen. Fahren durften sie ihn nicht.
In punkto Design ist der erste Eindruck durchaus positiv. Stellte sich die bisherige Ausgabe mit weicheren Konturen und geschwungenen Linien den Augen der Betrachter, so trägt die zukünftige eher maskulin-rustikale Züge. Design-Direktor David Durand beschreibt das so: „Noch bevor wir mit der Gestaltung des neuen Duster begannen, haben wir an seinen Proportionen gefeilt, um zu einer starken, ausgewogenen Formgebung zu gelangen. Wenn die Proportionen von Anfang an stimmen, sind später keine Kunstgriffe erforderlich, um den Stil zu optimieren.“
Kern des kantigen Designs sind – einschließlich der Selbstbewusstsein verbreitenden senkrechten Kühler-Frontpartie – die aerodynamisch günstig geneigte Windschutzscheibe, die abgeschrägten Radhausverkleidungen und die große Heckklappe mitsamt den Seitenfenstern. Optisch hält ein Band mit seitlichen Schutzleisten die Karosserie zusammen, das in die angedeuteten Kotflügel vorne wie hinten übergeht und in den Stoßfängern endet.
Eine wichtige Rolle spielt außen wie innen das 2021 ersonnene neue Firmenlogo, das wohl einen gestalterischen Geniestreich darstellt. Es besteht aus den fünf Buchstaben des Markennamens in einer minimalistischen Schriftart, die bei den Buchstaben „D“ auf den senkrechten Balken verzichtet und das so neu gewonnene Zeichen spiegelverkehrt als „C“ einsetzt.
Außen sind die Formen beider Lettern sowohl vorne in den Fahrlichtern als auch am Heck in den Bremsleuchten zu erkennen. Innen wiederholen sie sich zum Beispiel selbstbewusst auf der Mitte des Lenkrads, bei den Lüftungsdüsen oder an den Armstützen der Türverkleidungen. „Wir wollten, dass das Exterieur- und das Interieurdesign ein einheitliches Bild abgeben. Der straffe und robuste Stil im Innenraum vermittelt das Gefühl, gut geschützt zu sein“, erklärt Designer Durand das Prinzip.
Basis den Neuen ist die CMF-B-Plattform, auf der auch Sandero, Logan und Jogger stehen. Mit ihr kann er mehr Platz für Passagiere und Gepäck als sein Vorgänger bieten und ist dabei nur geringfügig länger. Der moderne Aufbau der Plattform, so verspricht Dacia – reduziere auch Vibrationen und Fahrgeräusche und erhöhe den Fahrkomfort. Zudem verschaffe sie noch direkteren Kontakt zur Straße. Außerdem erleichtere sie die Elektrifizierung, da Mild-Hybrid- und Voll-Hybrid-Antriebe integriert werden könnten.
Angetrieben wird der Duster als Hybrid 140 von dem aus dem Jogger bekannten Vier-Zylinder-Benzinmotor mit 1,6 Liter Hubraum und 94 PS (69 kW) sowie zwei Elektromotoren (ein 36 kW starkes E-Aggregat und einen Hochspannungs-Startergenerator), die mit dem Benziner zusammen 140 PS (103 kW) leisten. Ein Automatikgetriebe mit vier Fahrstufen für den Verbrennungsmotor und zwei Fahrstufen für den Elektromotor bringen die Kraft auf die Straße.
Darüber hinaus gibt es auf Wunsch den TCe 130 als erste Stufe der Elektrifizierung. Er verbindet einen Drei-Zylinder-Turbobenziner mit 1,2 Litern Hubraum und einen 48-Volt-Startergenerator. Das soll den Durchschnittsverbrauch und die CO2-Emissionen um etwa zehn Prozent mindern. Dacia kombiniert den TCe 130 mit einem Sechs-Gang-Getriebe.
Was den Antrieb mit Autogas angeht, so gilt Dacia als Marktführer bei dieser Energieform und bietet sie für alle seine Verbrenner als bivalente Option an, beim Duster als Eco-G 100. Im Autogasbetrieb stößt der Duster nach Herstellerangaben im Durchschnitt zehn Prozent weniger Kohlendioxid aus als ein vergleichbares Benzinmodell. Mit seinen beiden Tanks, die 50 Liter Benzin und 50 Liter Autogas fassen, kommt er im WLTP-Prüfverfahren bis zu 1300 Kilometer weit. Der LPG-Tank befindet sich unter dem Kofferraumboden, so dass er die Ladekapazität nicht beeinträchtigt. Mit einer Taste am Instrumententräger lässt sich von einem Kraftstoff auf den anderen wechseln.
In der mit Allradantrieb ausgestatteten Version verfügt der neue Duster über fünf Fahrmodi. Die Einstellung „Auto“ für automatische Verteilung der Kraft zwischen vorne und hinten, „Snow“ für winterliche Verhältnisse mit angepassten ESP- und Anti-Schlupf-Einstellungen, „Mud/Sand“ für wechselnden Untergrund, „Off-Road“ für kompliziertes Gelände und „Eco“ für besonders sparsames Vorankommen. Mit einer großzügig bemessenen Bodenfreiheit von 217 Millimetern und einem Böschungswinkel vorne von 32 Grad und hinten 36 Grad verspricht zumindest die Papierform des Fahrzeugs, sogar besonders unwegsames Gelände meistern zu können. Eine Bergabfahrhilfe für ausgesprochen starkes Gefälle tut ein Übriges dazu. Dabei dürfte sich auch das sogenannte All Road System als nützlich erweisen, das auf dem 10,1-Zoll großen Zentraldisplay Auskunft über Seitenneigung, Steigung und Gefälle sowie Kraftverteilung auf Vorder- und Hinterachse gibt.
Bleibt zum Schluss ein Blick auf die serienmäßige Ausstattung. Sie besteht beispielsweise bei der Basisversion Duster Essential unter anderem aus sechs Airbags, einer Einparkhilfe für hinten, der Duster Expression verfügt zusätzlich über 17-Zoll-Leichtmetallräder, digitales Sieben-Zoll-Kombiinstrument, einen zentralen 10,1-Zoll-Touchscreen mit Infotainmentsystem, Smartphone-Integration über Apple Carplay und Android Auto und Rückfahrkamera. Die Version Duster Extreme bietet darüber hinaus eine modulare Dachreling, abwaschbare Polsterung, Gummifuß- und Kofferraummatten, Klimaautomatik sowie ein paar Dinge mehr. Die Spitzenversion Duster Journey schließlich hat Nebelscheinwerfer, Klimaautomatik, schlüsselloses Zugangs- und Startsystem, elektrische Parkbremse, induktive Smartphone-Ladefläche, das Infotainmentsystem Media Nav Live mit vernetzter Navigation und ein 3-D-Soundsystem mit sechs Lautsprechern.
Die für die Kundschaft aber wohl wichtigste Serienausstattung dürfte der gewohnt niedrige Preis für den Dacia Duster darstellen. Der soll bei spürbar unter 20 000 Euro starten. Das versprach Vorstandsvorsitzender Denis Le Vot den in Lissabon versammelten Journalisten höchstpersönlich.