12. Juli 2021
Boldmen CR4: Friedhelm Wiesmann meldet sich zurück
Von wegen Rentenalter: Mit 67 Jahren startet Friedhelm Wiesmann nochmal im Autogeschäft durch. Im bayerischen Welden bei Augsburg hat er im vergangenen Jahr gemeinsam mit Harald Käs und dessen Sohn Michael die Boldmen Automobile GmbH gegründet. Noch in diesem Sommer soll der erste Boldmen CR4, ein klassischer Roadster, aus der Produktionshalle rollen.
Der Markenname setzt sich aus den englischen Worten bold und men zusammen, was „kühne Männer“ bedeutet. Und kühn ist die Idee der Firmengründer allemal. Schließlich ist die gesamte Automobilbranche derzeit auf Elektromobilität fixiert. Boldmen indessen setzt weiter auf den klassischen Verbrenner. Zum Einsatz kommt beim Zweisitzer mit klassischem Stoffverdeck ein Drei-Liter-Sechszylinder mit 408 PS (300 kW) und einem Drehmoment von 610 Newtonmetern. Wie das Triebwerk kommt auch die Acht-Gang-Automatik von BMW. Die Karosserie wird grundsätzlich aus Carbon gefertigt. Dafür stehe, so Wiesmann, das C in der Bezeichnung CR4. Das R steht für Roadster und die 4 für die Leistungsklasse von 400 PS.
Mit einer Länge von 4,42 Metern, einer Breite von 1,93 Metern und einer Höhe von 1,28 Metern wird der knapp 1,5 Tonnen schwere CR4, wie alle zukünftigen Modelle der Manufaktur, ein handgefertigtes Einzelstück nach den individuellen Wünschen des Kunden sein. Den Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 soll der Wagen in 3,9 Sekunden schaffen, bei Tempo 250 wird abgeregelt.
Noch vor dem eigentlichen Produktionsbeginn hat die Marke bereits erste Verkaufserfolge verbucht. Obwohl es weder Fotos noch sonstiges Anschauungsmaterial der Fahrzeuge gab, haben elf Kunden einen CR4 bestellt. Friedhelm Wiesmann, zuständig für Marketing und Vertrieb des jungen Unternehmens, betont in diesem Zusammenhang die Bedeutung der exklusiven Sonderedition „First Thirty 01/30 bis 30/30“, die „immer an den Beginn einer neuen, automobilen Erfolgsgeschichte“ erinnern solle. Die Preise für den CR4 starten bei knapp 185.000 Euro.
Außer der Zentrale in Welden bei Augsburg gibt es zum Verkaufsstart drei Boldmen-Händler in Bochum, Hamburg und Leipzig. Gespräche mit weiteren Interessenten laufen. Noch in diesem Jahr sollen 20 Autos gefertigt werden, 2022 soll die Produktion auf 80 Einheiten hochfahren. In der Spitze ist eine Kapazität von etwa 120 Autos machbar. Die Anzahl der Mitarbeiter soll dann von derzeit acht auf 30 wachsen, davon die Hälfte in der Produktion.
Das neue Modell knüpft an eine stolze Historie an, denn über ein Vierteljahrhundert lang haben Martin und Friedhelm Wiesmann Automobilgeschichte geschrieben. 1988 gründeten sie in Dülmen ihr eigenes Unternehmen. Mit Coupés und Roadstern gelang es den Brüdern, sich weit über die Grenzen Europas hinaus einen Namen zu machen. Doch 2014, Friedhelm Wiesmann hatte bereits 2011 aus persönlichen Gründen das Unternehmen verlassen, ging das Unternehmen in die Insolvenz. „Es wurde an die Wand gefahren“, sagt Wiesmann. Wenig später wurde es inklusive der Markenrechte veräußerst. Jetzt will Wiesmann, der zwischenzeitlich eine Beratungsfirma gegründet hatte, mit Vater und Sohn Käs an alte Erfolge anknüpfen.
Als geschäftsführender Gesellschafter der Boldmen GmbH will er sowohl seine positiven als auch negativen Erfahrungen aus der Wiesmann-Zeit einbringen. „Zusammen mit einem Team hoch motivierter, erstklassiger Spezialisten werden wir die neue Herausforderung annehmen.“
Harald Käs, Jahrgang 1964, führt mit großem Erfolg ein Unternehmen im IT- und Kommunikationsbereich, das er selbst gegründet und aufgebaut hat. Sohn Michael (32) legte bereits als 19-Jähriger die Kfz-Meisterprüfung ab, arbeitete anschließend bei Ruf Automobile im Karosseriebau und bei Alpina in der Motorenentwicklung sowie im Rennteam. Harald Käs ist vom Erfolg des Projekts überzeugt: „Wir stellen sicher, Sportwagen-Liebhabern Fahrzeuge auf höchstem Qualitätsniveau zu liefern.“ Michael Käs sekundiert: „Wir verfügen über modernstes technisches Know-How und verbinden das mit traditioneller Handwerkskunst.“
Zwei Aussagen, die Friedhelm Wiesmann beim ersten Treffen mit Vater und Sohn Käs an praktischen Objekten bestätigt sah. „Harald und Michael Käs haben ihre Kompetenz im Automobilbau und der Verarbeitung von Carbon beim Pilotprojekt Everytimer 02 in Anlehnung an das BMW 02 Cabriolet unter Beweis gestellt“, betont Wiesmann. Für ihn sei die Qualität dieser Arbeit der entscheidende Punkt gewesen, das neue Unternehmen anzugehen.
Und Wiesmann sagt: „Die hohen Kosten der Entwicklung und des Produktionsprozesses bei gleichzeitig kleinen Stückzahlen führt naturgemäß zu einem höheren Preis als in der Massenfertigung. Der Gegenwert aber ist ein extrem exklusiver Sportwagen, der aufgrund des sehr geringen Angebots am Markt einen hohen Werterhalt garantiert. Das relativiert den Kaufpreis.“
(Quelle: Auto-Medienportal ampnet)